Solarstrom-Modell

Deutsche bringen Licht in den Dschungel

08.07.2013

Für den Lichtmeister rechnet sich das Geschäft auch. In seinem Haus steht die kleine Ladestation. Zwei Strahler sind gerade angeschlossen. "Im Dorf gibt es 50 Stahler, die laden wir etwa 350 Mal im Monat auf", sagt er. Macht 350 000 Kip, fast 35 Euro im Monat. Die Hälfte teilt er sich als Salär mit drei Kollegen, die abwechselnd die Ladestation bedienen. Der Rest kommt in die Rücklagen, über die Buch geführt wird. Jeder im Dorf hat Einblick in das rote Ringbuch.

Laos liegt in Südostasien zwischen Thailand und Vietnam und gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Die kommunistische Regierung schafft es nur langsam, die 6,3 Millionen Menschen aus der Armut zu holen. 1992 lebte 45 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, 2008 waren es noch 27 Prozent. Die Regierung will bis 2015 etwa 85 Prozent der Menschen mit Strom versorgen. Sie gibt mit Unterstützung der Weltbank ärmeren Familien zinslose Darlehen, damit sie sich selbst ans Stromnetz anschließen können. Doch müssen sie dafür in der Nähe einer Leitung wohnen. Und sie sitzen später auf den Schulden.

Schroeters Konzept hat sich bewährt. Sunlabob-Stationen in ähnlicher dörflicher Eigenregie gibt es auch schon in Uganda und Tansania. In Mikronesien installierte die Firma 70 Dorf-Ladestationen mit 3 500 Strahlern. Sunlabob hat schon Preise der Weltbank und des UN-Entwicklungsprogramms UNDP gewonnen. Das Unternehmen mit 70 Mitarbeitern ist profitorientiert, wenn auch mit sozialer Ader.

Es baut auch Solar-Stationen für die Weltbank oder die Asiatische Entwicklungsbank (ADB), oder für Konzerne, die sich in der Umgebung ihrer Fabriken oder Bergwerke mit einem Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung sozial engagieren wollen. "Corporate Social Responsibility" heißt das auf Neudeutsch. In der Nähe von Bong Nam finanzierte die ADB zum Beispiel eine Sunlabob-Solarstation, die für die Gesundheitsstation Strom für eine Tiefkühltruhe liefert.

"Wir können jetzt Impfstoff lagern", sagt der Arzt Kham Many. "Wenn ich früher Serum angefordert habe, kam es in Kühltaschen und ich musste es in zwei Tagen aufbrauchen. Kinder konnten erst geimpft werden, wenn die nächste Ladung kam. Heute halten wir alles Nötige auf Vorrat." Er sieht viel weniger Kranke, sagt er. Das liege am Impfen, aber auch an den Solarstrahlern: "Früher kamen viel mehr Leute mit Husten", sagt er. "Vom Rauch der Kerosinlampen."

Davon kann Keo Noy ein Lied singen. "Weil das Licht der Lampen so spärlich war, musste man sich entscheiden: Entweder man geht ganz nah ran und bekommt eine schwarze Nase und fängt an zu husten, oder man sieht nicht viel." Gefährlich waren die Lampen auch. "Mein Haus ist vor vier Jahren abgebrannt", sagt Lichtmeister Am Mawn. Seine Kinder waren allein zu Hause. Dann ist plötzlich die Kerosinlampe umgekippt. "Sie sind aber alle noch rausgekommen", sagt er.

Die Leute von Ban Nam träumen nun davon, abends bei Strahlerlicht vielleicht mehr für den Markt, Handarbeiten etwa, zu produzieren, um mehr Geld verdienen zu können. "Oder mehr Babys zu machen", albert Am Mawn herum. "Die jungen Leute verbringen sehr viel Zeit im Schlafzimmer, jetzt wo sie Licht haben." Keo Noy, die Mutter von sieben Kindern, winkt ab. "Ich bin seit 21 Jahren verheiratet, ich kenne meinen Mann - im Schlafzimmer brauche ich kein Licht." (dpa/rs)

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