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Kampf um den Online-Brief

Deutsche Telekom gegen Deutsche Post

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Jede Woche bei Vorstand Gerdes

Um die an De-Mail in Friedrichshafen beteiligten Unternehmen wirbt auch die Deutsche Post. "Für uns ist der Online-Brief ein ganz wesentlicher strategischer Schritt", sagt Helbig. "Er ist das klare Bekenntnis, eine fundamentale Transformation unseres Kerngeschäfts vorzunehmen und den Wandel bei unseren Kunden mit entsprechenden Angeboten zu begleiten – vom physischen Brief zur "trusted transaction", vom Briefdienstleister zum Informationslogistiker." Eine "dreistellige Personenzahl" arbeite an dem Post-Projekt, mit dessen Verlauf er "sehr zufrieden" sei. "Eine ganz beachtliche Entwicklungsleistung."

Die gesamte Organisation sei sehr intensiv mit dem Projekt beschäftigt. Das Management-Team um Brief-Vorstand Jürgen Gerdes treffe sich einmal die Woche für einen ganzen Tag. Sehr viel Intelligenz fließe in die Architektur, um diese für ein Massenprodukt skalierfähig zu machen. Dazu komme das Sicherheitsthema, "wo wir existierende Ansätze in einem kundenfreundlichen Produkt zusammenbinden". Das große Rad, das die Post derzeit mit hoher Geschwindigkeit dreht, schließe auch die begleitenden Prozesse wie den Kundenservice und die hybriden Operationen mit ein. Eine große Herausforderung sei es, die begleitenden Prozesse in der Fläche aufzuziehen und die Kommunikation nach außen aufzusetzen, um den Kunden das Produkt bekannt zu machen. Aber: "Sichere Prozesse flächendeckend mit großer Zuverlässigkeit, mit Präzision und einem hohen Vertraulichkeitsversprechen betreiben, das haben wir in unseren Genen, dafür steht die Marke Deutsche Post."

Helbig ordnet das Projekt schließlich in die verschiedenen Phasen der IT-Geschichte ein: In den 60er- und 70er-Jahren hatte die IT eine Back-Office-Funktion, in den 80er und 90ern wurde sie zur Automatisierung und zur Kostensenkung eingesetzt. Jetzt kommt die Phase, wo die IT selber zum Produkt wird. "Sie wird so zum Enabler der Transformation unseres Geschäfts und unseres Unternehmens."

Trotzdem glaubt Helbig immer noch an den geschrieben Brief. Seine Augen leuchten, als er am Ende des Gesprächs berichtet: "Ich schreibe vieles mit der Hand, und ich erhalte gerne Briefe. Ich glaube, dass es vielen Menschen so geht und dass wir noch lange Briefe schreiben." Aus der 29. Etage des Bonner Post-Towers kann man weit in die rheinische Ebene blicken. Helbig verspricht: "Solange es noch Menschen gibt, die Briefe mögen, werden wir sie auch in der gewohnten Qualität und Sicherheit befördern und zustellen."

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