Andrea Grimm

Die Botschafterin von Big Blue

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Durch ihre Tätigkeiten ist sie jetzt auch auf politischer Ebene als Ratgeberin gefragt. Im Februar hat Bundespräsident Johannes Rau die Hamburgerin in den Wissenschaftsrat berufen. Sie gehört zu den acht Mitgliedern des öffentlichen Lebens, die vom Bund und von den Landesregierungen gemeinsam nominiert werden. "Wir sollen den gesunden Menschenverstand in die Wissenschaftspolitik tragen", so Grimm. Insgesamt hat die Wissenschaftliche Kommission 32 Mitglieder; 24 davon sind reine Wissenschaftler. Zusammen mit der Verwaltungskommission (16 Stimmen vom Bund und 16 von den Ländern) bilden sie die Vollversammlung, die die Beschlüsse fasst. "Da sitzen Theaterwissenschaftlerinnen und Chemiker; es gibt hochkarätige Diskussionen über alle Bereiche hinweg, die einfach Spaß machen", sagt Andrea Grimm.

Ihre eigene Stärke, sagt sie, liegt in der Kommunikation. "Wir haben eine Matrixorganisation, und in der kommt es sehr stark auf den Austausch untereinander an, vor allem im internationalen Bereich." Teamgeist und Förderung seien ihr wichtig. "Ich versuche, die Mitarbeiter so zu motivieren, dass Entscheidungen in möglichst großer Übereinstimmung getroffen werden."

Die Jahr-2000-Umstellung gemanagt

Für ihre Promotion hat sie 1984 als DAAD-Stipendiatin an der renommierten Privatuniversität Yale in den USA geforscht. "Dort lernte ich Frauen kennen, die es hier so noch nicht gab: Frauen in Führungspositionen an Universitäten und in der Wirtschaft" - Frauen mit Vorbildfunktion für sie. "Die Vereinbarkeit von Karriere und Familie war dort viel aktueller als bei uns."

Sie hat sich in den USA sehr wohl gefühlt, ist durch das Studium aber auch in anderer Weise geprägt worden. Yale bot damals schon ein Computerzentrum und viele Möglichkeiten, sich mit der IT zu befassen. Sie erkannte: "Das ist eine Branche, die mich interessiert, mit Zukunft." Danach ging sie zu IBM. "Ein internationales Unternehmen, das passte gut zu mir." Im Rückblick sagt sie: "Ich verstehe die amerikanische Kultur; das hilft mir, in einer amerikanischen Firma erfolgreich zu sein."

International zu arbeiten, viel zu reisen, das gefiel ihr. Und bei IBM wurde es nie langweilig. Als Grimm hierher kam, war "Big Blue" noch ein beinahe allmächtiger Monolith. Computer kosteten Millionen und wogen Tonnen; ihre Herren waren Exoten in den Unternehmen. Und IBM war der beherrschende Lieferant. Mittlerweile musste das Unternehmen mit der IT-Szene den Schwenk vom zentralen zum dezentralen, serviceorientierten Client Server Computing vollziehen. "Das Unternehmen verändert sich schnell, passt sich immer wieder dem Markt an. So konnte ich bis heute alle zwei, drei Jahre etwas Neues machen, ohne die Firma zu wechseln."

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