Moderne Arbeitskonzepte

Die Bürotür ist out

23.05.2012
Von Tobias Wendehost

"Wir benötigen keine festen Arbeitsplätze"

Jens Flick verwaltet den Mitarbeiterstrom im neuen Münchner Bürogebäude.
Jens Flick verwaltet den Mitarbeiterstrom im neuen Münchner Bürogebäude.
Foto: Accenture

Eine Berufsgruppe, die seit Jahren ein flexibles Arbeitskonzept nutzt, ist die Beraterbranche. "Unsere Consultants sind häufig bei den Kunden vor Ort, also benötigen sie keinen festen Arbeitsplatz", begründet Jens Flick, Location Coordinator bei Accenture in München, die Umgestaltung der Büros. Im Mai 2010 hat Accenture ein neues Gebäude in München eröffnet, das als Blaupause für den modernen Arbeitsplatz herhalten kann. Große Glasfassaden, Ruhezonen, Besprechungsräume mit Telepresence und weite Flächen bestimmen das Bild. Einzelbüros sucht man fast vergeblich. Lediglich kleine Zellen, die als Telefonkabinen fungieren, sind am Rand der großen Büros zu finden. Wände, Vorhänge und Stühle sind je nach Stockwerk in bunten Farbtönen gehalten. Freihängende oder stehende Wände und Deckenpaneele absorbieren die Geräusche. Ein Wintergarten mit tropischem Flair wird als Rückzugsfläche genutzt. Alles ist größer, aber auch unpersönlicher als in klassischen Büroräumen.

Am Standort München arbeiten 1200 Mitarbeiter, permanent vor Ort sind lediglich 40. Hierzu zählen Servicekräfte und die Geschäftsleitung. Insgesamt befinden sich auf einer Fläche von 4000 Quadratmeter 100 klassische Arbeitsplätze und 100 flexible Arbeitsmöglichkeiten, zu denen die Telefonräume sowie Stehtische im Wintergarten zählen. "Da die Berater nur unregelmäßig im Büro sind, kalkulieren wir mit einem Verhältnis von einem Arbeitsplatz für sieben Mitarbeiter", rechnet Flick vor. Eine effiziente Flächennutzung ist für Accenture also entscheidend. Um das zu verdeutlichen, nennt die Unternehmensberatung konkrete Zahlen für die Flächennutzung: Wurden bis 2002 noch mit 19 Quadratmeter pro Arbeitseinheit sowie neun Quadratmeter pro Angestellten geplant, hat sich der Wert auf elf bis 14 Quadratmeter pro Arbeitseinheit beziehungsweise sechs Quadratmeter pro Kopf deutlich verringert. Gleichzeitig stieg die Büroplatznutzung von 50 auf 85 Prozent.

Arbeiten wie im Hotel

Wände, Vorhänge und Stühle sind bei Accenture je nach Stockwerk in bunten Farbtönen gehalten. Freihängende oder stehende Wände und Deckenpaneele absorbieren die Geräusche.
Wände, Vorhänge und Stühle sind bei Accenture je nach Stockwerk in bunten Farbtönen gehalten. Freihängende oder stehende Wände und Deckenpaneele absorbieren die Geräusche.
Foto: Accenture

Flicks Aufgabe besteht darin, diesen Mitarbeiterstrom mit den Serviceangestellten zu verwalten: "Wir nennen unser Konzept ‚hoteling‘, da unsere Dienstleistungen an einen Hotelbetrieb erinnern." Die Berater checken mit ihrer Mitarbeiterkarte nur noch vor Ort ein und setzen sich an einen vorgebuchten Arbeitsplatz. "Wir haben eine Rezeption, bieten alle nötigen Dienstleistungen an, stellen Meeting-Rooms zur Verfügung und kümmern uns um die Sicherheit", beschreibt der Location Manager seine Aufgaben.

Auf den Schreibtischen befinden sich lediglich Telefone und Netzwerkkabel. Wer mehrere Tage im Gebäude ist, kann seine Utensilien in Schließfächern verstauen. Papier fällt kaum noch an. "Verträge und wichtige Dokumente werden von einem externen Anbieter archiviert und verwaltet", so Flick. Accenture praktiziert das Konzept mittlerweile an allen Standorten. Bis auf wenige Unterschiede ist das Grundprinzip immer gleich: offene Büroflächen und vorbuchbare Arbeitsplätze. Alles Faktoren, die Geld und Energie einsparen. "Für uns war das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Die LED-Lampen verbrauchen weniger Strom und durch die zentralen Mülleimer wird weniger Abfall produziert. Damit sparen wir natürlich Geld", bemerkt er abschließend.

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