Manager lernen Sparen

Die Dienstreise in der Holzklasse

12.10.2009
Von Claus G. Schmalholz und Anne Preissner
Weniger Reisen, weniger Stress, eine bessere Work-Life-Balance - manche Management-Nomaden wie Häring wollen das Rad nicht mehr zurückdrehen.
Weniger Reisen, weniger Stress, eine bessere Work-Life-Balance - manche Management-Nomaden wie Häring wollen das Rad nicht mehr zurückdrehen.
Foto: HAG GmbH

Bis Herbst vergangenen Jahres düste Häring zwei- bis dreimal pro Woche zwischen München und Dublin, Paris und Mailand hin und her. Hinzu kamen zum Teil mehrwöchige Aufenthalte in den USA. Weil die Zuständigkeiten der IT-Experten beim Softwarekonzern funktional und nicht geografisch aufgeteilt sind, stand bislang stets exzessives Reisen auf Härings Agenda.

Allein seine Abteilung mit rund 1400 Mitarbeitern in Europa, Afrika und dem Mittleren Osten brachte es pro Jahr auf 22 500 Flüge. Doch seit Microsoft interne Routinetreffen und Präsentationen weitgehend auf Hightech-Kommunikation via Videokonferenz umgestellt hat, schrumpfte die Anzahl der Flüge um zwei Drittel, die Reisekosten sanken um 3,6 Millionen Euro - und Häring selbst kann nun 54 Abende mehr mit seiner Familie in Ratingen verbringen. Besonders stolz ist Häring auf seine Ökobilanz: "Mein persönlicher CO2-Verbrauch hat sich praktisch halbiert."

Microsoft sparte 152 Millionen Euro Reisekosten

Mit der systematischen Suche nach Alternativen für die aufwendigen Reisen seiner Mitarbeiter hat Microsoft in den vergangenen neun Monaten stolze 152 Millionen Euro eingespart. Die Ausgaben für die selbst entwickelten Konferenztechnologien betrugen hingegen nur 11,8 Millionen Euro.

Weniger Reisen, weniger Stress, eine bessere Work-Life-Balance - manche Managementnomaden wie Häring wollen das Rad nicht mehr zurückdrehen.

Die Krise, so scheint es, löst nachhaltige Verhaltensänderungen aus. Die Mobilitätsexzesse der vergangenen Jahre, in denen sich die Unternehmen rasch internationalisierten und die Reisebelastung für viele Mitarbeiter oftmals die Schmerzgrenze überschritt, werden unter dem Diktat der Kostenkürzungen eingedämmt.

So gesehen, hat die Krise auch ihre guten Seiten. Und wenn die Deutsche Bahn erst mal gemerkt hat, dass auch sie zu den Profiteuren des flächendeckenden Sparens bei den Reiseetats gehört, hängen ihre Zugplaner vielleicht mal den einen oder anderen Waggon mehr an die Züge. Oder sie disponieren zumindest ein zusätzliches Fass Bier fürs Bordbistro.

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