Strategien


Einführung in Vertragsbenchmark

Die Gefahren bei Benchmark-Klauseln

24.07.2013
Von Wilko Reinhardt

1.2. Die Dienstleistersicht

Für den Dienstleister steht bei dem Benchmark der Umsatz mit dem Kunden auf dem Spiel. Er hat für den Vertrag einen Business Case über die Laufzeit erstellt, der durch das Benchmarkergebnis in Gefahr geraten kann.

Typischerweise ist die Übernahme einer Serviceleistung mit Investitionen verbunden, die über die Laufzeit verteilt werden. Investitionen können beispielsweise die Überführung der aktuellen Dienstleistung (Current Mode of Operation) in eine zukünftige Form (Future Mode of Operation) sein. Diese Investitionen machen, so sie nicht separat bepreist sind, den Vertrag erst nach einer Anlaufzeit profitabel.

Kommt der Benchmark zu früh und sind die Preisanpassungen unerwartet, leidet das Gesamtergebnis des Vertrags. Für den Dienstleister ist deshalb die Erwartungshaltung an den Benchmark, dass der bestehende Vertrag ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis hat und keine Preisanpassungen nach unten notwendig sind. Lässt die Benchmarkklausel eine Preiserhöhung als Ergebnis des Benchmarks zu, so haben Dienstleister selbst einen Benchmark angestrebt, um die Preise nach oben anpassen zu können.

1.3. Neutrale Sichtweise

Werden beide Sichtweisen abgewogen, so wird deutlich, welch ein enormer Interessenskonflikt in einem Vertragsbenchmark liegen kann. Es ist ein Grundgesetz der Wirtschaft, dass für eine erfolgreiche Zusammenarbeit auf Dauer beide Partner mit dem Vertrag zufrieden sein müssen. Der Kunde erwartet ein marktgerechtes Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Dienstleiter muss mit dem Vertrag einen Gewinn erwirtschaften können. Insofern ist der Benchmark ein Instrument der Bewertung der vertraglichen Leistungen und kein Instrument, das ausschließlich der Preisanpassung oder Kostensenkung dient.

Erwartet oder kalkuliert sogar ein Kunde oder ein Dienstleister mit einer Preisanpassung in die eine oder andere Richtung, so kann er vom Ergebnis des Benchmarks bitter enttäuscht werden. Eine Garantie für ein Ergebnis ist bei einem fairen Verlauf des Benchmarks ausgeschlossen.

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