Aufstieg, Krisen und Skandale

Die Geschichte der Telekom

Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Steuerhinterziehung und Big Brother Telekom

Wahrscheinlich war der Telekom-Chef 2008 sehr froh über die private PR-Beratung der News-Frontfrau im Hause. Denn 2008 wird ein schwarzes Jahr für das Image der Deutschen Telekom. Am 14. Februar stürmt ein Rollkommando der Bochumer Staatsanwaltschaft durch Klaus Zumwinkels privates Anwesen, andere Beamte filzen gleichzeitig das Büro des Deutsche-Post-Chefs im Bonner Post-Tower.

Die Anklage: Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Zumwinkel tritt von seinen Ämtern zurück, darunter auch von seinem Aufsichtsratsposten bei der Deutschen Telekom.

Auf der Hauptversammlung der Telekom im Mai ist man trotzdem fröhlich: Die Aktionäre bekommen 0,78 Euro Dividende. Obermann verkündet, die Deutsche Telekom wolle einer der Marktführer für Produkte um "das vernetzte Leben und Arbeiten weltweit" werden. Weil das Tochterunternehmen dafür nicht nötig ist, verkauft Obermann im Herbst DeTe Immobilien nach Österreich.

2008: Fehltritt mit Folgen – Manfred Balz tritt als erster Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance der Telekom sein Amt an.
2008: Fehltritt mit Folgen – Manfred Balz tritt als erster Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance der Telekom sein Amt an.
Foto: Telekom

Dann wird das Unternehmen erstmal wegen Spitzeleien an den Pranger gestellt: Weil Medien zu oft Unliebsames über Konflikte innerhalb des Telekom-Vorstands berichtet haben, hatte der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Zumwinkel zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden Ricke angeordnet, durch Untersuchungen herauszufinden, wie diese Informationen an die Medien kamen. 2005 und 2006 wurden dann mehrere Dutzend Menschen im Auftrag der Deutschen Telekom gezielt bespitzelt, darunter mehrere Journalisten und auch der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske. Die Dreckarbeit erledigte nicht die Telekom selbst, sondern externe Sicherheitsdienstleister.

Der Spiegel deckt durch einen Artikel Ende Mai 2008 die Affäre auf. Der Ruf der Telekom ist ruiniert. Immerhin bleibt der neue Chef Obermann aus der Schusslinie. "Telekom-Aufsichtsrat stellt sich hinter Obermann", berichtete die Computerwoche am 29.5.2008. Der Manager konnte deshalb später besser aufräumen.

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