Strategien


Digitale Transformation

Die IT-Abteilung der Zukunft

14.03.2016
Von Bernard Golden

Stattdessen wandte man sich an Amazon Web Services und nutzte deren Infrastruktur als Basis für den Streaming-Dienst. Netflix konzentrierte sich also auf den Ausbau seiner Streaming-Applikation, statt sich mit der Infrastruktur herum zu schlagen. Das Ergebnis ist heute eine unglaublich hoch entwickelte Software-Umgebung, die exakt auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten ist. All das hat Netflix mit einer Open-Source-Software geschafft.

Das führt dazu, dass das Unternehmen immer wieder als leuchtendes Vorbild gesehen wird, dem es nachzueifern gilt. Das Ding ist nur: Netflix ist eben Netflix - ein einzigartiges Unternehmen, dessen Ressourcen die von mittelgroßen und auch großen IT-Unternehmen weit übersteigen. Das führt dazu, dass sich das Unternehmen auf seine IT-Kernkompetenzen fokussieren kann und einfach so viel investiert wie eben nötig ist - "software-esken" Gewinnmargen sei Dank. Alleine durch Erfolg und Reputation zieht ein Unternehmen wie Netflix die Creme de la Creme der IT-Fachkräfte von ganz alleine an. Weitere Privilegien wie überdurchschnittliche Bezahlung und Aktienanteile tun ihr Übriges.

Ein durchschnittliches, traditionell gewachsenes IT-Unternehmen hat nicht das Geld, um die besten Fachkräfte zu bündeln. Auch für die Schaffung seiner eigenen Applikations-Umgebung ist wahrscheinlich nicht genug Kapital vorhanden. Nicht einmal die Weiterentwicklung der Open-Source-Tools von Netflix dürfte drin sein, denn es braucht Top-Entwickler, die diese Tools adaptieren und für neue Einsatzzwecke brauchbar machen. Wenn ein IT-Unternehmen also das Ziel ausgibt, "wie Netflix sein zu wollen", kann das eigentlich nur schief gehen.

Mit der IT zum Open-Source-Unternehmen

Wo liegt also die Lösung für die IT-Abteilung eines Unternehmens in dieser Zeit des umfassenden Wandels? Man kann es als gesichert ansehen, dass neue Open-Source-Angebote entstehen werden, die wichtige Komponenten und vorkonfigurierte Anwendungslandschaften miteinander kombinieren und die direkt implementiert werden können, was wiederum zu niedrigeren Kompetenzschranken bei ihrer Bedienung führt.

Zudem ist damit zu rechnen, dass neue Service Provider entstehen werden, die Unternehmen künftig bei innovativen Open-Source-Projekten unter die Arme greifen. Diese neue Art von Dienstleister wird wahrscheinlich auf einen Mix aus Beratungs- und Trainings-Leistungen setzen - ergänzt durch Managed Services.

Wahrscheinlich ist außerdem, dass neue Konsortien und andere Zusammenschlüsse aus Anbietern und Anwendern für neue Best Practices und Referenz-Architekturen sorgen. Beide Gruppen haben schließlich ein Interesse daran, Open-Source-Anwendungen leichter konsumierbar zu machen. Auf diesem Weg könnten sowohl Anbieter als auch Anwender von einer Kollaboration profitieren.

Dabei müssen wir uns auf einen jahrelangen, hart geführten Kampf zwischen neuen und etablierten Anbietern einstellen, denn sie alle kämpfen um ein extrem rares Gut: die Budgets der Anwender.

Sehr wahrscheinlich wird die IT-Abteilung eines Unternehmens im Zuge der software-zentrierten Neuordnung und ihrer neuen Rolle als Technologie-Treiber langfristig von disruptiven Entwicklungen beherrscht sein.

Ein solch enormer Wandel, der die gesamte Bandbreite der Technologie-Landschaft abdeckt, ist eine langwierige Aufgabe. Und jeder, der in dieser Branche arbeitet, wird die stete Veränderung zu spüren bekommen. Auf der anderen Seite des Chaos wartet der Lohn für die Mühen: eine neue Art von Unternehmen, das von Open-Source-Software getrieben wird und dessen Wert in seinen digitalen Technologien liegt.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer Schwesterpublikation cio.com.

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