Kommunikationswege verbessern

Die IT-Abteilung durch soziale Netzwerk-Analyse führen

10.06.2008
Von Nicolas Zeitler und Brad Johnson

Auf der Grundlage der Antworten entwickelte Steve Randle spezielle Netzwerk-Diagramme, so genannte Soziogramme. Die Knoten des Netzwerks standen dabei für die Mitarbeiter, die Verbindungen zwischen ihnen spiegelten die Kommunikation zwischen ihnen wider. In einem der Schaubilder wurden die Knoten in verschiedenen Größen dargestellt - je nachdem, wie viele Verbindungen zu Kollegen der entsprechende Mitarbeiter hatte. "Das hat mir auf einen Blick gezeigt, wer innerhalb meiner Abteilung eine zentrale Stellung einnimmt", berichtet Randle.

Tiefe Einblicke in informelle Vorgänge

Der Ansatz von Randles sozialer Netzwerk-Analyse klingt einfach. Möglich wäre es auch, statt einer Mitarbeiterbefragung Daten aus dem Mail- oder Telefonverkehr zu erheben. Kern der sozialen Netzwerk-Analyse ist immer die Erfassung und Auswertung der Beziehungen zwischen den Akteuren, weniger deren individuelle Eigenschaften. Die Erfassung von Informationsflüssen auf diese Art kann nach Ansicht der Wirtschaftsinformatiker von der Uni Köln firmen-interne Abläufe in einer "noch nicht gekannten Qualität und Aktualität" darstellen. Vor allem informelle Vorgänge könnten so sichtbar gemacht werden.

Wie bedeutsam solche "informellen Vorgänge" sein können, verdeutlichen die SNA-Experten Rob Cross und Andrew Parker. Sie stellen eine Abbildung des sozialen Netzwerks in einem Unternehmen dem Organigramm derselben Firma gegenüber. Deutlich wird, dass selbst ein Mitarbeiter, der auf der Hierarchie ziemlich weit unten steht, für den Informationsfluss innerhalb des Betriebs durchaus eine wichtige Schnittstelle darstellen kann. Diese Überraschung erlebte auch Steve Randle. "Die Analyse hat einige Leute als besonders wichtige Mitarbeiter herausgestellt, von denen ich es gar nicht gedacht hätte", sagt er.

Mitarbeiter aus der Isolation führen

Auf der anderen Seite konnten auch isolierte Mitarbeiter ausfindig gemacht werden. Als Randle vor dem Weggang einer Führungskraft die Diagramme wieder hervorzog, entdeckte er einen Mitarbeiter, der laut dem Schaubild nur zu dem scheidenden Manager regelmäßigen Kontakt hatte. Um den Angestellten besser zu integrieren, brachte Randle ihn bei informellen Treffen mit anderen Team-Mitgliedern in Kontakt.

Dass der offensichtlich besonders aktive Kommunikator allerdings nicht in jedem Fall ein Gewinn für ein Unternehmen ist, betonen Cross und Parker. Ein Mitarbeiter, der als Drehscheibe fungiere, könne sich auch zum Flaschenhals für den Informationsfluss entwickeln. Habe die Netzwerk-Analyse einen solchen Knotenpunkt identifiziert, sei es deshalb ratsam, bewusst alternative Kommunikationswege zwischen anderen Mitarbeitern herzustellen.

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