Richtig führen

Die Manager-Klone

09.06.2008
Von Klaus Werle

Die Rede ist von Leuten wie Fresenius-Chef Ulf Schneider (MBA in Harvard, Vorstandsassistent bei Haniel), Siemens-Vorsteher Peter Löscher (MBA Harvard) oder Ex-Ebay-Europa-Chef Philipp Justus (WHU, MBA Kellogg School, BCG-Alumnus). Manager wie MVV-Energie-Vorsteher Rudolf Schulten (ehemals Roland Berger) oder die Ex-McKinseyaner Wolfgang Klein (Postbank-Chef) und Zumwinkel-Nachfolger Frank Appel. Überhaupt, die Post: Zeitweise saßen dort vier Ex-Meckis im Vorstand, plus vier bei der Postbank. Auch Strutz muss nur wenige Schritte gehen, um einen Bruder im Geiste der neoglobalen Ausbildung zu treffen: Der neue Commerzbank-Chef Martin Blessing kommt von McKinsey, seinen MBA hat er in Chicago gemacht.

"Wir erleben eine immer stärkere Professionalisierung, die jedoch sehr auf Analyse und Restrukturierung fokussiert ist", sagt Horst Wildemann, Professor an der TU München. Der altdeutsche Mix aus Fachwissen und Wurstigkeit hat ausgedient - es herrscht das Triumvirat aus Kennzahlen, Kostensenken und Kurssteigerung. Verkaufen hier, zukaufen da, Portfolios optimieren, schnelle Deals und harte Schnitte.

Der angelsächsische, kühl-analytische Management-Stil prägt die deutsche Wirtschaft schon jetzt weit über die Altersgruppe der 40- bis 50-Jährigen hinaus - zumal auch zahlreiche Vertreter der älteren Generation den MBA- und Beratungsdrill durchlaufen haben. Manfred Wennemer etwa, der 1977, als das noch exotisch war, am Insead seinen MBA absolvierte, einige Jahre bei Arthur D. Little arbeitete und seit 2001 als Conti-Chef den ebenso begnadeten wie blutarmen Zahlenfetischisten gibt.

Das ist, wenn es wie bei Conti klappt, schön für Rendite und Aktienkurs. Sicher kann es auch nicht schaden, wenn der deutsche Ingenieur mit Hang zur Sozialallergie auf dem Weg ins Management einen Blick über den provinziellen Tellerrand riskiert. Nur: Reicht das? War da nicht noch was? Ach ja: "Es wird zu viel gemanagt und zu wenig geführt. Es mangelt an InnovationInnovation, Risikofreude und Motivation", stellt Managementvordenker Reinhard Sprenger fest. Alles zu Innovation auf CIO.de

Allein, wo soll das herkommen? Die Fallstudiendenke von MBA und Beratungen fördert einen mechanischen Ansatz, als wären Unternehmen keine dynamischen sozialen Systeme, sondern Kästchen auf dem Spreadsheet. Aber ist der global genormte, mit einer Toolbox vorgefertigter Methoden gerüstete Manager die richtige Antwort auf künftige Herausforderungen? Oder haben die Deutschen mit der Imitation anglo-amerikanischen Stils nur einen Tellerrand durch den nächsten ersetzt? Sind unsere Manager falsch ausgebildet?

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