Strategien


CIO der Zukunft

Die neue IT-Elite

Ein CIO darf nicht an seiner Macht festhalten, muss offen sein für Ideen von Kollegen, Wettbewerbern und Leistungsanbietern. Er holt sich Rat und Unterstützung von Sparringspartnern aus dem Business-Bereich, entwickelt ein Gespür für Fachbereiche und gibt seine Pläne klar und verständlich weiter. Blockierer haben ausgedient.

Manchmal etwas forcieren, ein wenig mehr Schwung, nicht übertreiben: Pianist und Sänger Torsten Ecke hält es mit seinen Musik-Bands so wie der langjährige Chef der Boston Consulting Group (BCG) John Clarkeson mit der Führungsphilosophie: "Ein gemeinsames Thema finden, Freiheiten lassen, Skills einfangen". Der Gründer der ersten BCG-Band und seit Anfang 2004 CIO des Düsseldorfer Energiekonzerns Eon Ecke sucht auch für sein IT-Programm "Operations 2008" den richtigen Rhythmus. "Deswegen nehmen wir uns dafür auch drei Jahre Zeit." In einer Zeit des Wandels will Ecke bei Eon nichts übers Knie brechen.

Gisela Wörner gab jahrelang als Nummer eins der IT bei Eon den Ton an. Da war Ecke noch CIO der Energie-Tochter Eon Energie des damaligen Mischkonzerns. Inzwischen hat der Vorstandsvorsitzende Wulf Bernotat das Energie - zum Kerngeschäft erklärt. Die Chemiesparte mit Degussa und Hüls, die Logistik mit Stinnes und der Handelszweig Klöckner gehören nun nicht mehr zur Holding. Der Konzern wurde entschlackt und fokussiert. Da ist es nur logisch, dass der Ex-Energie-CIO nun Gesamt-CIO ist. Ecke schlüpfte in eine neue Rolle - wie so viele CIOs in den letzten Jahren.

Karl Hecken von der Personalberatung Convenio in Rolandseck bei Bonn macht seit kurzem einen regelrechten Bruch in den Unternehmen aus: "Der Personalmarkt stagnierte völlig zwischen 2001 und Anfang 2003", sagt Partner Hecken, der mit seiner Gesellschaft jährlich über 200 Positionen in der ersten und zweiten Riege des IT-Managements neu besetzt. Doch jetzt kommt immer mehr Bewegung ins Spiel - die "Ersatzbeschaffung" sei heute ein vielgebrauchtes Wort in den Unternehmen. Ersatz für Manager, die in ihrem Bereich zu viel Macht ausleben, nur bedingt in Prozessen denken und über Prozess-Outsourcing nur die Nase rümpfen. "Bei der Ersatzbeschaffung geht es um besetzte Positionen", erläutert der Rheinländer, "doch sie passen nicht mehr in die Zeit."

Und tatsächlich gestehen IT-Verantwortliche in unserer Leserumfrage "State of the CIO" Fehler ein - und zeigen sich damit selbstkritisch. Auf die Frage nach den größten Hürden als CIO gab die Mehrheit der 143 im Dezember 2004 Befragten der "Unfähigkeit, Aufgaben zu delegieren, Kontrolle auf- und Macht abzugeben" die größte Bedeutung (siehe Grafik, rechts unten). "Die alte Rolle des IT-Chefs stand für Macht, die sich in einer Ansammlung von Unternehmensabhängigkeiten zeigte", so Hecken - "mit der Botschaft: Ihr braucht mich". Im Hinblick etwa auf das Auslagern von kompletten Business-Prozessen wie der Logistik, des Zahlungsverkehrs oder des gesamten HR-Bereiches, also von der Administration bis zur Abrechnung, baue der CIO der alten Generation "riesige Problemberge" auf. Bei vielen IT-Chefs spürt Hecken eine "Unbeweglichkeit, was die Aufstellung der IT angeht", ein Drittel sieht er gar als "absolute Blockierer", die sich dem Wechsel hin zum Prozess-CIO vehement in den Weg stellten - und dies, obwohl der CIO des neuen Zuschnitts weit mehr an Kompetenz gewinnt.

"Macht = Mitarbeiter" stimmt nicht mehr

Als Beispiel nennt Hecken Peter Gerard, der seinen Posten als CIO des krisengeschüttelten Handelshauses Karstadt-Quelle Anfang Januar aufgab. Nur wenige Tage später verkündete der Karstadt-Quelle-Vorstand, wesentliche Teile der Logistik an die Deutsche Post Tochter DHL abzugeben.

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