Wachstumsfokus Mittelstand

Die neue SAP-Strategie

Dr. Andreas Schaffry ist freiberuflicher IT-Fachjournalist und von 2006 bis 2015 für die CIO.de-Redaktion tätig. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Berichterstattung liegen in den Bereichen ERP, Business Intelligence, CRM und SCM mit Schwerpunkt auf SAP und in der Darstellung aktueller IT-Trends wie SaaS, Cloud Computing oder Enterprise Mobility. Er schreibt insbesondere über die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen IT und Business und die damit verbundenen Transformationsprozesse in Unternehmen.

Umso überraschender kam deshalb der Milliarden-Deal mit Business Objects. Als bloße Ergänzung des technischen Portfolios lässt sich der Kauf beim besten Willen nicht bezeichnen und schon gar nicht rechtfertigen. Business Objects hat immerhin rund 44.000 Kunden. Doch was sind die Hintergründe der Übernahme? Zwar ist die Erweiterung des eigenen Analyse-Portfolios sicher einer der Gründe für den Kauf, aber nicht der einzige und schon gar nicht der wichtigste.

Konsolidierung im BI-Markt

Richtig ist, dass die BI-Plattform von Business Objects mit ihren Funktionen für Performance ManagementPerformance Management, ReportingReporting, Abfrage und Analyse sowie Daten-Integration einen sehr viel größeren Funktions-Umfang hat als SAPs eigenes BI-Angebot. Es gibt jedoch auch Überschneidungen, etwa bei der Daten-Integration und Corporate Performance Management (CPM) sowie den Planungswerkzeugen. Alles zu Performance Management auf CIO.de Alles zu Reporting auf CIO.de

Bedeutsamer dürfte schon sein, dass Marktforscher den BI-Markt übereinstimmend als Wachstums-Segment definieren. Durch die Bank werden für die nächsten Jahre hohe Wachstumsraten prognostiziert. IDC-Analysten beispielsweise rechnen allein für den deutschen Markt bis 2011 mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von knapp neun Prozent. Für IDC liegen die Gründe auf der Hand, denn Unternehmen sind heute mit "einer unüberschaubaren Menge an internen und externen Daten konfrontiert, die zudem einzeln in ERP-, CRM-, Personalplanungs- und Produktions-Systemen lagern. Das Management ist hier gefordert, diese Daten so zu filtern, aufzubereiten und miteinander in Beziehung zu setzen, dass entsprechende Erkenntnisse gewonnen und auf Basis derer Entscheidungen getroffen werden können."

Gerade in letzter Zeit hat es auf dem BI-Markt unter anderem deshalb deutliche Konsolidierungs-Tendenzen gegeben. Zum einen hatte Business Objects 2007 den BI-Anbieter Cartesis geschluckt sowie Fuzzy Informatik, einen Spezialisten für Daten-Qualität. Zum anderen sorgte - wieder einmal - Oracle mit der Übernahme des BPM-Spezialisten Hyperion für Unruhe. 3,3 Milliarden US-Dollar kostete Ellison dieser Deal, mit dem er nebenbei auch SAP unter Druck brachte.

Business Objects im Mittelstand gut positioniert

Für Markt-Analysten wie Christian Glas von Pierre Audoin Consultants gibt es jedoch noch einen weiteren gewichtigen Grund, der für den Kauf spricht. Business Objects ist sehr stark vertikal ausgerichtet und auch im Mittelstand gut positioniert. Laut Glas kommt die Übernahme damit SAPs Vertikalisierungs-Strategie sowie der Wachstums-Strategie im Mittelstand zugute. Der Grund dafür ist denkbar einfach. SAP hatte vor kurzem angekündigt die Kundenzahl bis zum Jahr 2010 auf insgesamt 100.000 erhöhen zu wollen.

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