Mit dem Zoll unterwegs
Die Plagiatsjäger
Aussteller bieten Fälscherbedarf an
Neben komplettem Verbrauchsmaterial wird in der Remanexpo-Halle auch mit Leerkartuschen gehandelt. "Wir hatten schon Kartuschen mit Umverpackungen, die unseren Packungen zum Verwechseln ähnlich sahen", erzählt einer der Produktpiratenjäger, der unerkannt bleiben will. "Nur das Firmenlogo fehlte. Jede kleine Fälscherwerkstatt konnte die Kartuschen befüllen, die Packung mit dem Firmenlogo bedrucken und die Fälschungen in den Verkehr bringen", berichtet er. Auch solchen Kandidaten gelte es, das Handwerk zu legen.
So arbeitet sich die Gruppe Gang für Gang durch die Messehalle. Das geschieht nicht unbemerkt. So verschwinden durchaus die einen oder anderen kritischen Produkte in den Schränken der Messestände. Für Udo Bäumle, stellvertretender Pressesprecher beim Hauptzollamt Darmstadt, ist das Routine. Im Verdachtsfall schauen die Zollmitarbeiter auch in die kleinsten Ecken der Stände und in die Taschen des Standpersonals. "Profis bringen die Produkte oft gar nicht mehr auf die Messe", berichtet er.
In diesem Fall muss der Distributor oder der Händler, der die Plagiate hierzulande in Verkehr bringt, mit Sanktionen rechnen. "Das ist kein Kavaliersdelikt", bekräftigt Bäumle. Etwa zehn bis zwölf Stände schafft das Zoll-Team in der Tonerhalle pro Tag, "je nachdem wie groß die Diskussionsfreude der Betroffenen ist", schränkt Bäumle ein.
Einige Stände weiter ist es dann aber für die Plagiatsjäger von Brother soweit: Bei einem chinesischen Hersteller sind Kartuschen ausgestellt, die nicht nur in Brother-Drucker passen, sondern auch wesentliche Designmerkmale kopieren. Oberstaatsanwalt Weizmann gibt grünes Licht und ein Mitarbeiter des Zolls bringt einen Stapel sichergestellter Tonerkassetten zum extra mitgeführten Rollwagen. Diskussionen gibt es wieder, als der Aussteller eine Sicherheitsleistung hinterlegen muss.
Er hat angeblich kein Geld dabei. Als der Zoll ihm anbietet, ihn gerne zum nächsten Geldautomaten "zu begleiten", ist plötzlich doch genug Bares da. Je nach Schwere und Umfang des Plagiatsverdachts kann die Sicherheitsleistung fünfstellige Eurobeträge umfassen. Der Verdacht liegt nahe, dass manche Aussteller dies bei ihrer Messekalkulation schon mit einrechnen.