Virtualisierung unerwünscht

Die Server-Strategie der Deutschen Flugsicherung

30.04.2013
Von Hartmut Wiehr

Eine weitere Vorgabe der Ausschreibung bestand darin, dass sich die Server bei Hitze ab 55 Grad im RechenzentrumRechenzentrum nicht selbständig abschalten dürfen. Die Hersteller mussten garantieren, dass die Server in diesem Falle – also bei Überschreiten der festgelegten Grenze – noch eine Stunde lang ihren Dienst fortsetzen. Mit dieser Frist will die IT-Abteilung der DFS genügend Zeit haben, um sich auf Fehlersuche zu begeben und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten. Ein unkontrollierter Ausfall der Server durch Temperaturprobleme im Rechenzentrum hätte fatale Konsequenzen für den Flugverkehr. Riedel erinnert in diesem Zusammenhang an einige Flugkatastrophen, die es in der Vergangenheit auf dem Globus gegeben hat. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Wieviel Hitze muss ein Server aushalten?

Tower am Flughafen Berlin Brandenburg.
Tower am Flughafen Berlin Brandenburg.
Foto: DFS

Um die zur Auswahl stehenden Geräte der Ausschreibungsteilnehmer in Sachen Hitze und Abschaltung genau überprüfen zu können, hatte die DFS eigens eine Hitzekammer konstruiert. Die Server mussten im Test zeigen, wie sie in verschiedenen Situationen – im Idle Mode, unter Voll- und Dauerlast oder bei der Ausführung bestimmter CPU- und Management-Anforderungen – mit der Hitze-Definition zurechtkamen. Riedel ist überzeugt, mit diesem Härtetest sei die DFS genauer als die diversen Hersteller vorgegangen.

Ein besonderer Wert wird bei der DFS auf die "Revisionsgleichheit" gelegt. Unter diesem Begriff ist folgendes zu verstehen: Bei vielen Projekten der DFS muss vom Vertragspartner für insgesamt sieben Jahre die absolut identische Hardware für die bestellten Produkte vorgehalten werden, falls ein Austausch vorgenommen werden muss. Bei Nachbestellungen müssen ebenfalls identische Systeme wie bei der Erstbestellung geliefert werden, und jede Reparatur muss genau mit dem baugleichen Teil durchgeführt werden, das anfangs verwendet wurde.

Dahinter steht die Idee, dass eine einmal unter Sicherheitsbedingungen abgesegnete Infrastruktur nicht "im Nachhinein" verwässert werden darf. Ein solches Konzept funktioniert laut Riedel nur, wenn der Vertragspartner eine entsprechende Vorproduktion und Einlagerung garantieren kann. Eine Klausel dieses Inhalts war Teil der Ausschreibung. Revisionsgleichheit betrifft im Detail zum Beispiel die Firmware auf dem Mainboard, die CPU-Seriennummer, die RAM-Bestückung oder die Festplatten-Firmware.

Letztlich muss der Hersteller damit sämtliche Server-Komponenten auf Vorrat produzieren. Wie man bei Dell sagt, sei ein Austausch nach DFS-Vorschrift mit den normalen Produktionsprozessen gar nicht zu schaffen. Denn die Realität sieht so aus: Selbst bei Server-Typen des gleichen Namens und der gleichen offiziellen Baureihe werden beständig einzelne weiter entwickelte Bauteile verwendet – der technische Fortschritt stört in der Regel auch keinen Kunden.

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