Das Dilemma bei der Personalführung

"Die volle Kontrolle hat man nie"

21.01.2008
Von Michael Freitag und Dietmar Student

Was ist denn das bitte?

Manche Manager sind nach einer gewissen Zeit an der Unternehmensspitze derart verunsichert und desillusioniert, dass sie unbewusst das Desaster suchen. Sie haben eine Affäre im Unternehmen und riskieren so einen Skandal, sie kaufen Firmen ohne vernünftige Prüfung der Bilanz, sie fordern das Schicksal heraus.

Das sind Extremfälle. Oft sind Top-Manager schlicht Gefangene ihres Umfelds. Kann der Chef einen Konzern mit Zehntausenden Mitarbeitern in zig Ländern überhaupt noch kontrollieren?

Die volle Kontrolle haben Sie nie. Das war früher nicht anders als heute. Aber die Vorstandschefs machen heute immer seltener den Eindruck, als hätten sie ihren Laden im Griff. Sicher hat das auch mit veränderten Rahmenbedingungen zu tun. Die institutionellen Investoren werden aggressiver, die Analysten stören, die MedienMedien schauen genauer hin als früher; und nicht zuletzt: Es wird schneller gefeuert. Top-Firmen der Branche Medien

Wie reagieren die CEOs darauf?

Sie werden vorsichtiger, meiden Risiken, sortieren mutige Manager aus. Den Schaden hat das Unternehmen. Denn ein Konzern, der keine Risiken eingeht, verspielt seine Zukunft.

Herr Kets de Vries, Sie zeichnen ein sehr tristes, um nicht zu sagen krankhaftes Bild des Manager-Daseins. Wie sieht denn aus Ihrer Sicht die ideale, gesunde Führungskraft aus?

Die blendet Gefühle nicht aus, besitzt ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz und kann deshalb auch mit ihren Ängsten und Depressionen umgehen. Sie hat die Fähigkeit zur Selbstkritik und sucht sich gute Nebenleute. Eine Führungspersönlichkeit muss beides können: energisch handeln und genauso energisch über sich selbst nachdenken.

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