Angst vor dem Chef?

Die wahre Macht der Mitarbeiter

13.01.2016
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Was tun, wenn der Chef eine Fehlentscheidung trifft? Mund halten oder aus der Deckung gehen? Mitarbeiter haben viele Wege, sich zu wehren. Sofern sie nicht in Ohnmachtsgefühle oder Schockstarre verfallen. Die richtige Kommunikation ist alles.
  • Haben Sie keine Angst vor einer Konfrontation mit dem Chef
  • Fixieren Sie Ergebnisse schriftlich
  • Bleiben Sie respektvoll und sachlich

Auch Vorgesetzte machen Fehler oder treffen Fehlentscheidungen. Nicht selten merken das die Mitarbeiter, trauen sich aber meist nicht, zu widersprechen oder etwas dagegen zu tun. Es ist ja schließlich der ChefChef. Dass Mitarbeiter nicht in Obrigkeitshörigkeit oder Ohnmacht verfallen sollten und sich wehren können, davon ist Klaus Grochowiak, Coach und NLP Experte, überzeugt. Er schildert ein Beispiel: Alles zu Führung auf CIO.de

Was tun, wenn man sich bei einer Entscheidung des Chefs nicht sicher ist und diese insgeheim hinterfragt? Nur ja nicht in Ohnmacht oder Ergebenheit versinken, rät Coach Klaus Grochowiak.
Was tun, wenn man sich bei einer Entscheidung des Chefs nicht sicher ist und diese insgeheim hinterfragt? Nur ja nicht in Ohnmacht oder Ergebenheit versinken, rät Coach Klaus Grochowiak.
Foto: LZ Image - shutterstock.com

Der Finanzvorstand einer großen internationalen Bank habe einer Fachabteilung den Auftrag gegeben, die Folgen für einen "Haircut" bei den griechischen Staatsanleihen abzuschätzen. Die Chefin dieser Abteilung war von Anfang an nicht von dieser Aufgabe begeistert, unter anderem deshalb, weil sie sich selbst erst in die Materie hätte einarbeiten müssen. Zum anderen war ihr ein Dorn im Auge, dass namentlich ein Kollege, mit dem sie schon Probleme hatte, sich hier als Spezialist hätte profilieren können.

Nachdem die europäischen Finanzminister für die Kredite eine Bürgschaft ausgesprochen hatten, teilte ihr der Finanzvorstand mit, dass das Projekt zwar weiterbetrieben werden sollte, aber auf kleiner Flamme. Die Abteilungschefin wies daraufhin den oben erwähnten Spezialisten an, alle Kollegen, die seit Wochen an diesem Projekt arbeiteten, unverzüglich davon abzuziehen.

Jetzt hätte dieser Spezialist natürlich den Vorstand anrufen können, um zu erfragen, ob diese Maßnahme tatsächlich beschlossen wurde. Dies wäre aber eine offene Misstrauenserklärung gegen seine Chefin gewesen.

Der Spezialist habe einen anderen Weg gewählt, so Grochowiak weiter: Dieser schickte eine E-Mail an alle Kollegen, in der er sachlich mitteilte, dass er um 10:30 Uhr von seiner Abteilungsleiterin die Anweisung bekommen habe, die Arbeiten an dem Projekt "Haircut" sofort einzustellen, quasi als Vollzugsmeldung. Auf CC gesetzt war auch auch der Vorstand.

14 Tage später kündigte die Abteilungsleiterin.

Was ist passiert? Mitarbeiter wie im besagten Beispiel fühlen sich oft den Entscheidungen Ihrer Chefs "hilflos" ausgeliefert. Im konkreten Fall hat der Mitarbeiter einen klugen Schachzug gemacht. Grochowiak: "Der Mitarbeiter hat per Mail alle Kollegen informiert und die erste Führungsebene CC gesetzt. So hat er höflich und formal korrekt eine Bestätigung seines Arbeitsauftrages angefragt." Diese Form der Absicherung biete sich immer dann an, wenn Mitarbeiter nicht sicher sind, ob alle mit einer Entscheidung konform gehen. Nicht immer müssen die Folgen allerdings so drastisch sein wie in diesem Beispiel.

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