Service Oriented Architecture - SOA

Dynamische Service-Architekturen



Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.

Ein gutes Beispiel dafür, dass SOA nichts mit Web-Services zu tun haben muss, liefert die Stuttgarter Daimler-Chrysler-Bank mit ihrer neuen EAI-Infrastruktur, die mit dem EAI-Award 2004 ausgezeichnet wurde. CIO Dirk Pietrzyk erläutert die Vorteile der Middleware: "Unser Hauptziel war es, bestimmte Funktionen auf alten wie neuen Bestandssystemen wiederverwendbar zu gestalten, um sie als Service aus verschiedenen Anwendungen heraus nutzen zu können." Als Beispiel nennt Pietrzyk die Bonitätsprüfung für Bankkunden, die mit Hilfe der Vitria-Middleware bereitgestellt wird. Mitarbeiter aus verschiedenen Geschäftsbereichen greifen so beispielsweise beim Bearbeiten von Leasingverträgen, der Kreditkartenvergabe oder einer Kfz-Finanzierung auf ein und dieselbe Funktion zu.

Volle Kontrolle über Schnittstellen

Das spart zum einen Entwicklungs- und Implementierungsaufwand und bringt zum anderen laut Pietrzyk noch andere Vorteile: "Dank des in unserer Architektur verwendeten Service-Bus-Systems haben wir nun die volle Kontrolle über unsere Schnittstellen." Im alten Modell bestanden kaum Möglichkeiten, die vielfältigen Daten- und Funktionsverknüpfungen zwischen den einzelnen Systemen zu überwachen, so Pietrzyk. "Nun sind wir beispielsweise in der Lage, die Dauer von Arbeitsschritten in der Leasingkalkulation zu ermitteln oder tägliche Reports zur regionalen Verteilung der Vertriebsaktivitäten zu erstellen."

Die Autobank profitiert von der Kapselung bisher proprietärer Schnittstellen. Laut Pietrzyk könne man auf diesem Weg die Verantwortlichkeit für Schnittstellen klarer regeln, interne Landschaften neu ordnen sowie beliebige Systeme von A nach B verfügbar machen. Darüber hinaus bietet dieses Modell bei der Anbindung von Outsourcing-Anwendungen Vorteile. In einer weiteren Ausbaustufe werden auch Web-Services zum Zuge kommen. In dem Pilotprojekt für das Fuhrparkmanagement bieten sich Web-Service-Schnittstellen als ideale Lösung an, weil diese Funktionen auch extern über das Internet angeboten werden. Trotz der Vorteile versteht Pietrzyk SOAs nicht als Allheilmittel in der IT. So ergebe es keinen Sinn, alle 80 Systeme des Finanzunternehmens auf der Schnittstellenebene zu kapseln, da ein solches Beziehungsgeflecht erfahrungsgemäß nicht zu managen sei.

Dass sich eine Service-Architektur nicht als Bauplan für alle IT-Bereiche eignet, darauf weist auch Lars Erdmann, Mitglied der Geschäftsführung bei der Esprit Consulting AG in München, hin: "SOA gewinnt zwar in den nächsten Jahren an Bedeutung, aber das heißt nicht, dass Firmen nun um jeden Preis auf eine solche Architektur setzen sollten." Erdmann sieht Vorteile vor allem in Bereichen wie der Prozessoptimierung. Während bisher bei der Einführung neuer Prozesse auch neue Anwendungen notwendig waren, ermöglicht es SOA, Prozessschritte zu kapseln und so Anpassungen in granularer Form vorzunehmen.

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