Keine Hierarchien, keine Taktik - einfach Mal entspannen

Echte Freunde statt ein Business-Netzwerk

09.03.2009
Von Klaus Werle

Dabei werden im Berufsleben zunehmend Fähigkeiten gefordert, die wir nur in Freundschaften lernen können: Vertrauen, Teamgeist, Kompromissbereitschaft oder Verhandlungsgeschick. Gerade für Manager sind enge private Freundschaften äußerst wichtig. "Führungskräfte sollten möglichst unterschiedliche und ehrliche Perspektiven kennen", sagt der Augsburger Topmanagement-Coach Eberhard Hauser. "Freunde bieten einen guten Abgleich von Selbst- und Fremdbild und schaffen so professionelle Stabilität." Freunde sagen Dinge, die sich sonst keiner traut. Sie erden und unterstützen. Und sie geben Rat, ohne eine eigene Agenda zu verfolgen.

Aber ist das in der obersten Etage überhaupt möglich, wo Effizienz und Nutzen regieren? Wer sind die besten Freunde der Topmanager? Wechseln sie mit dem Aufstieg in der Hierarchie? Und wie vertragen sich Freundschaften mit durchgetakteten 16-Stunden-Tagen?

Freunde schaden nur dem, der keine hat

In Umfragen über das Wichtigste im Leben rangiert Freundschaft stets an der Spitze - manchmal noch vor Partnerschaft und Familie. Wer gute Freunde hat, ist selbstbewusster und hat eine um bis zu 22 Prozent höhere Lebenserwartung, ergab eine Studie der australischen Flinders-Universität. Drei enge Freunde hat jeder Deutsche im Schnitt, und obwohl das Vorurteil von der sozial verkümmerten Führungskraft zum Weltbild beruflich weniger engagierter Menschen gehört, "bilden Manager keine Ausnahme", sagt Wirtschaftspsychologe Hermann Refisch, der über "FührungFührung und Freundschaft" promoviert hat. Alles zu Führung auf CIO.de

An prominenten Beispielen fehlt es nicht: Verleger Hubert Burda und Peter Handke sind eng befreundet, ebenso wie die PS-Narren und Ex-Konkurrenten Wendelin Wiedeking und Jürgen Schrempp oder Friede Springer mit der "Welt am Sonntag"-Kolumnistin Inga Griese. Manchmal ist das verbindende Element offensichtlich, wie bei den Superreichen Warren Buffett und Bill Gates, die auch privat dicke Kumpel sind - oder bei Christof Engelke, Miteigentümer der größten privaten Mühlengruppe in Deutschland, und Michael Glos, Ex-Wirtschaftsminister und gelernter Müller. Oft aber sind Zufälle im Spiel, wie bei Coty-Chef Bernd Beetz, der die Sopranistin Renée Fleming zum engsten Freundeskreis zählt, oder bei Thomas Krenz, Board-Mitglied bei Permira, der einen Hamburger Orthopäden beim Hockey kennenlernte und sich seither blendend mit ihm versteht.

Auffällig ist: Manager- und Unternehmerfreunde kommen zwar oft nicht aus dem Wirtschaftsumfeld - gehören aber in ihrem Bereich häufig ebenfalls zur Spitze. Mit einer bewussten Arroganz der Manager nach dem Motto "Wer hat den spektakulärsten Freundeskreis?" hat das wenig zu tun; viel aber mit der Tatsache, dass wir ohnehin meist mit Gleichgesinnten und -gestellten in Kontakt kommen - und der wissenschaftlichen Erkenntnis, "dass wir uns aus diesen unbewusst Freunde suchen, die uns möglichst ähnlich sind: gleiches Bildungsniveau, soziale Schicht, Werte", wie der Soziologe Christof Wolf sagt: "Freundschaft braucht ein Thema, ein gemeinsames Interessenfundament." Gerade bei Managern mit ihrem strengen Leistungsdenken entsteht so eine gewisse Homogenität.

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