Keine Hierarchien, keine Taktik - einfach Mal entspannen

Echte Freunde statt ein Business-Netzwerk

09.03.2009
Von Klaus Werle

Dem privaten Charakter einer Freundschaft muss das keinen Abbruch tun: Nicht ihr Ursprung ist entscheidend. Sondern ob es darin hauptsächlich um geschäftliche Interessen geht oder der Manager tatsächlich frei von taktischen Überlegungen agieren kann und ehrliches Feedback bekommt.

Mittlerweile fahren Fritz und Niesslein vor Weihnachten eine Woche Ski oder gehen wandern - und treffen sich jeden Samstag in der Frankfurter Kleinmarkthalle, kaufen Obst und Gemüse "und kabbeln uns danach beim Italiener über Politik", scherzt Niesslein: "Ich lege auch beruflich viel Wert auf persönliche Beziehungen, und Robin hilft mir, Leute einzuschätzen." Und als Niesslein kürzlich als Geschäftsführer der DeTeImmobilien abgelöst wurde, nachdem diese von der Strabag gekauft worden war, beriet er sich mit Fritz auch über neue Jobangebote. "In solchen Phasen ist es viel wert, sich mit jemandem auszutauschen, der nicht alles weitertratscht und der mir hilft herauszufinden, wo ich noch hinwill."

Wie Männer Freunde finden

Männer brauchen oft viele Jahre, bis aus einer unverbindlichen Kumpelei bei Sport und Bier eine Freundschaft wird, die auch als Sicherungsnetz in Umbruchzeiten taugt. "Mir ist es wichtig, private Freunde zu haben, die mich auch grüßen würden, wenn ich kein CEO wäre", sagt Friedrich Joussen (45). Es ist Freitagnachmittag, morgen fliegt er nach Zypern. Die Stimmung ist also gelöst, während der Chef von Vodafone Deutschland und Arcor mit Holger Winklbauer, seinem besten Kumpel aus Studientagen, im Büro über einem Stapel alter Fotos sitzt: Segelausflüge, Joussens Hochzeit mit Trauzeuge Winklbauer, das Diplomarbeitsjahr in Amerika, wo man sie nur "the German twin towers" nannte, und die Margaritas bei "Husson & Larry's" (Joussen: "Das waren nie viele" - Winklbauer: "Aber große!"). Jedes Bild eine Anekdote, jeder Satz ein Insiderwitz - die Krawatten sind weg, die Jacketts über der Lehne, und die zwei Mittvierziger amüsieren sich wie die Könige.

"Uns verbindet vieles, aber nicht der Beruf", sagt Winklbauer (44), als Managing Director bei der Post verantwortlich für das Qualitätssteigerungsprogramm "First Choice", ein Schlaks mit schwarzem Haar und einem Lachen, das selbst dann im Auge blitzt, wenn er etwas Ernstes sagt. Der gleiche Phänotyp wie Joussen - hemdsärmelig, humorvoll, impulsiv. "Wir sind zielorientiert, haben aber dabei einen eher entspannten Angang ans Leben", sagt der Vodafone-Manager, und man sieht sie regelrecht vor sich, als angehende Elektroingenieure in den 80ern an der RWTH Aachen, wie sie im "Club Ritz" immer als Letzte die Tür abschlossen, wie Winklbauer fast eine Klausur verpasste, weil er zu spät vom Segeln vor Dänemark zurückkam, oder wie er, weil sein Freund krank war, als "Friedrich Joussen" bei einem Tennisturnier antrat - und die nächste Runde erreichte.

Seit vielen Jahren spielen sie mit drei anderen aus der Studienclique Doppelkopf, telefonieren oder machen zusammen Urlaub. "Natürlich habe ich auch viele interessante berufliche Kontakte, aber Holger kenne ich 25 Jahre, das ist eine ganz andere Basis", sagt Joussen. Beide sind beruflich extrem eingespannt, haben Frau und jeder vier Kinder, aber die rheinische Leichtigkeit hat überdauert - etwa wenn Winklbauer beim Doppelkopf sagt: "Lasst uns länger machen, dann fahr ich morgen früh gleich zum Flughafen."

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