Lieferketten-Management

Effizient unterwegs

24.07.2007
Von Patrick Goltzsch
Martin Raab, Vice President, Capgemini: "Der Übergang zu Serviceorientierten Architekturen erlaubt auch die bessere Integration von Nischenlösungen."
Martin Raab, Vice President, Capgemini: "Der Übergang zu Serviceorientierten Architekturen erlaubt auch die bessere Integration von Nischenlösungen."

Nach Angaben von Raad ist SCM am stärksten in der Automobilindustrie und bei den Hightech-Unternehmen vertreten. Dicht dahinter liegt die Chemie-Industrie. Die Automobilbranche kennt das Konzept der Supply Chain bereits seit der Auseinandersetzung mit Toyotas Just-in-time-Fertigung und hat damit einen deutlichen Vorsprung beim Thema SCM. Trotzdem interpretieren die Berater die Einbindung der Zulieferer in der Branche vor allem als ein Machtdiktat: "Ein Mittelständler kann die Regeln der Großen nicht brechen.“

Doch auch der Mittelstand wird in Hinblick auf das Lieferketten-Management beweglich. Lange Zeit strebten vor allem große Konzerne nach einer effizienten und transparenten Lieferkette. Während SCM im herkömmlichen Verständnis verschiedene Unternehmen verbindet, organisieren mittelständische Unternehmen mit der Technik aber vor allem die innerbetriebliche Abwicklung.

Trend: Financial Supply Chain.
Trend: Financial Supply Chain.

Erforderlich macht diese Entwicklung die Internationalisierung. Der Kostendruck drängt die Unternehmen, Niederlassungen etwa in den neuen EU-Staaten Osteuropas zu gründen, die sie dann organisatorisch und technisch einbinden müssen. Um diese Veränderungen abzubilden, setzten die Mittelständler oft unternehmensweit einheitliche Lösungen ein, in der die Unternehmensteile als Mandanten geführt werden, so die Beobachtung von Karsten Sontow, Vorstand des Aachener Beratungsunternehmens Trovarit AG.

Einheitliche Basis für Stammdaten

Die interne Organisation der Lieferkette bewege auch die international agierenden Konzerne, sagt Capgemini-Mann Raab. Hier führe die Globalisierung zu einer weltweiten Lieferkette. Da die Unternehmen durch Aufkäufe gewachsen sind, haben sie jedoch noch mit dem Wildwuchs ihrer IT-Systeme zu kämpfen. Die SCM-Projekte gehen deshalb häufig mit den Anstrengungen einher, die heterogene Softwarelandschaft zu vereinheitlichen und die Prozesse zu vereinfachen. "Das Ziel ist eine einheitliche Informationsbasis, die Kunden- und Produktstammdaten an jedem Standort verfügbar macht", sagt Raab.

Wer seine Lieferkette auch Kooperationspartnern und Zulieferern offen legen will, bekommt ein neues Problem: "Die Lieferkette ist vor allem eine Frage der Kooperation, und die wird von psychologischen Faktoren geprägt", sagt Bernd Seeburger, Gründer des SCM-Spezialisten Seeburger AG. "Die Beziehung von Lieferant und Kunde ähnelt einem Pokerspiel, weil der Lieferant den höchstmöglichen Preis für seine Ware erzielen will." Der Kunde erhalte auf eine plötzlich aufkommende Bedarfsspitze womöglich die Auskunft, die Bestellung sei nur mit Überstunden abzuwickeln, obwohl die Lager noch gefüllt sind.

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