Wenig Lob von Führungskräften

Ein Viertel hat innerlich gekündigt

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Aus der durchschnittlichen Arbeitnehmerschaft verabschieden sich offenkundig immer mehr Mitarbeiter innerlich. Am Tätigkeitsprofil liegt das wohl nicht, denn drei Viertel bezeichnen die Art ihrer Aufgabe als für sie ideal. Sogar 92 Prozent behaupten, sie seien zufrieden mit ihrer Arbeit. Am Geld hängt es ebenso wenig. 58 Prozent – so viele wie noch nie – sagten dieses Mal, sie würden angemessen bezahlt. Dieser Wert lag 2001 bei 52 Prozent, sank dank stetig auf nur noch 43 Prozent im Jahre 2008. Die Angst vor einer lang anhaltenden Weltwirtschaftskrise hat die Ansprüche erkennbar und nachhaltig nach unten geschraubt.

Es fehlt an Lob und Förderung

Ein Argument fürs Umsteuern: Wer innerlich gekündigt hat, fehlt überdurchschnittlich oft bei der Arbeit.
Ein Argument fürs Umsteuern: Wer innerlich gekündigt hat, fehlt überdurchschnittlich oft bei der Arbeit.
Foto: Gallup

„Diese Zahlen zeigen ganz eindeutig, dass die Gründe für eine mangelnde emotionale Bindung nicht in den Rahmenbedingungen des Arbeitsverhältnisses liegen“, sagt Marco Nink, Strategic Consultant bei Gallup. „Führungskräfte sind diejenigen, die in der Verantwortung stehen, da sie es sind, die das Arbeitsumfeld durch ihr Führungsverhalten prägen und gestalten.“

Offensichtlich setzt in den Unternehmen häufig eine Spirale ein – wer einmal abgehängt ist, verliert immer mehr an Boden. Nur 2 Prozent der Demotivierten erhielten in der Arbeitswoche vor der Befragung Lob und Anerkennung, 79 Prozent der Hochengagierten jedoch sehr wohl. Objektiv kein überraschender Sachverhalt, aber auf der psychologischen Ebene doch von Gewicht. Alles in allem vermissen die Mitarbeiter ohne emotionale Bindung zum Arbeitgeber konstruktives Feedback, Interesse an ihrer Person, Förderung und Mitsprachemöglichkeiten.

„Es wird deutlich, welchen Einfluss das Führungsverhalten, also die Erfüllung der elementaren Bedürfnisse und Erwartungen am Arbeitsplatz, auf die Verbundenheit der Mitarbeiter hat“, kommentiert Nink. Gute FührungFührung orientiere sich am Menschen. „In jedem Unternehmen lassen sich durch geeignete Maßnahmen Verbesserungen erzielen, denn der Grad der emotionalen Bindung ist unabhängig vom Ausgangsniveau veränderbar.“ Alles zu Führung auf CIO.de

123 Milliarden Euro Schaden jährlich

Optimierungen liegen dabei im ureigenen Firmeninteresse. Gallup beziffert den volkswirtschaftlichen Schaden durch innere Kündigung in der Bundesrepublik auf etwa 123 Milliarden Euro jährlich. Im Durchschnitt fehlten Mitarbeiter aus der motiviertesten Gruppe im vergangenen Jahr an fünf Arbeitstagen, bei der Problemgruppe waren 8,5.

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