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02.05.2005

US-CIOs nur gut bei Einzellösungen

Ab Herbst will Gosebruch selbst wieder sein "Old Buddy Network" spielen lassen, wenn er in seinen Altersruhesitz nach Florida zieht. Die US-Kollegen interessieren ihn dabei weniger. US-CIOs hätten ganz andere Probleme als CIOs aus Deutschland. US-Unternehmen stünden deutlich stärker unter dem Diktat, in jedem Quartal gute Geschäftszahlen liefern zu müssen. So unterlägen auch die IT-Manager dem Quartalsdruck. "Deswegen setzen US-CIOs zwar oft sehr gute Einzellösungen ein, die sind aber oft nicht integriert. Das Denken in Quartalen lässt vielen CIOs keine Zeit, umfassende integrierte Lösungen wie ein ERP-Komplettsystem einzuführen", so Gosebruch.

Wenn er Recht hat, dann könnte dies eine Erklärung sein, warum in unserer Umfrage die Teilnehmer wenig Interesse an Kontakten zu US-Kollegen zeigten. Nur rund ein Viertel hält den Austausch mit IT-Managern aus den USA für wichtig oder sehr wichtig. Dagegen suchen fast 80 Prozent der Befragten Kontakte zu CIOs in Deutschland. Etwa die Hälfte wünscht sich immerhin noch, auf Treffen mit CIOs aus Europa ins Gespräch zu kommen. Gosebruch nennt einen zweiten Grund, warum das Interesse an US-Managern gering sein könnte: "Wegen der hohen Fluktuation ist es kaum möglich, Kontakte zu pflegen. Ich weiß nicht, wie oft es mir passierte, dass ich jemanden nach zwei, drei Monaten wieder anrief und mir gesagt wurde, er arbeite nicht mehr im Unternehmen."

Umso wichtiger wäre ein Netzwerk, das auch diesen Wandel mitverfolgt. In Amerika etabliert sich eine derartige Institution gerade: Im April 2004 startete eine Vereinigung amtierender IT-Vorstände aus Anwenderunternehmen. Der "CIO-Council" zählt inzwischen mehr als 230 Mitglieder, die sich ihre Mitgliedschaft jährlich rund 17000 Dollar kosten lassen. Für diese Summe ist gewährleistet, dass das Büro die Daten der Mitglieder pflegt und Anfragen diskret an die richtigen Adresse vermittelt. Außerdem organisieren die Mitarbeiter Branchentreffen und Taskforces, die sich mit speziellen Problemen beschäftigen. Sie leiten regelmäßige Telefonkonferenzen ein, führen - falls gewünscht - Protokoll und pflegen die Website des Council.

Rund 17 000 Dollar kostet die Mitgliedschaft

Ergo-Vorstand Oletzky hielt es bislang schlicht für zu aufwändig, Kontakte in den USA aufzubauen: "Ich habe mich darum noch nicht gekümmert, weil ich die Antworten auf meine Fragen auch von meinen hiesigen Kontakten bekomme", erklärt Oletzky. Aber natürlich schaue er auch über den Tellerrand. Wenn ihm ein Anbieter ein interessantes Projekt in den USA vorstelle, dann lasse er sich den Kontakt dahin eben vermitteln.

Doch nicht alle CIOs haben die Macht oder das Geld, sich die wertvollen Kontakte knüpfen zu lassen. 17 000 Dollar sind nicht wenig, und andere CIO-Netzwerke wie das Executive Program von Gartner kosten sogar weitaus mehr. Das weiß auch CIO Engel, der sich schon mehrfach überlegt hat, solch einem Zirkel beizutreten. Doch ihn schreckt der Preis. "Bisher bekomme ich auch auf anderen Wegen alle Informationen, die ich brauche", stellt der CIO fest, der damit die gängige Strate-gie aller sparsamen IT-Manager fährt. Über 70 Prozent unserer Umfrageteilnehmer würden maximal 5000 Euro im Jahr für ein Netzwerk ausgeben. Alles andere scheint gegenüber dem Vorstand schwer vermittelbar.

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