Die wöchentliche CIO-Kolumne

Erfolgreich wegrationalisiert

09.12.2002
Ende November überraschte die Dresdner Bank mit der Meldung, dass Vorstand und CITO (Chief Information and Technology Officer) Klaus Michael Geiger die Frankfurter Bank Ende des Jahres verlassen wird. Nur knapp eine Woche später meldet die WestLB: Geiger wird ab Januar 2003 neuer Vorstand IT und Transaction Banking bei der Düsseldorfer Bank. Es sieht ganz danach aus, als habe sich Geiger bei der Dresdner selbst wegrationalisiert.

Geigers IT-Bereich und die Leitung des Bereich Transaction Banking bei der Dresdner übernimmt ab Januar Friedrich Wöbking, Vorstand für Informationssysteme und E-Business bei der Allianz Lebensversicherung und der Allianz Versicherung. Das sorgte für Spekulationen, zumal die Demission seines Vorgängers unerwartet kam. "Der Abgang von Klaus-Michael Geiger bei der Dresdner Bank kam für mich und viele andere sehr überraschend", sagt Jürgen Moormann, Professor an der Hochschule für Bankwirtschaft in Frankfurt am Main.

So war aus bankennahen Kreisen zu hören, dass Geiger nur folgerichtig, genauso wie der für das Investmentbanking zuständige Vorstandskollege Leonhard Fischer, die grüne Bank verlassen habe. Geiger sei wie Fischer für eine Trennung des Investmentbankings von der Bank mit anschließenden Börsengang gewesen. Dieser Plan wurde zu Beginn der Fusion von Allianz und Dresdner Bank entwickelt, umgesetzt wird er aber nun nicht mehr.

Auch der Vorstandsvorsitzende der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz, gibt keinen Hinweis darauf, warum Geiger geht. In einem Interview mit dem Wirtschaftsnachrichtendienst VWD sagte er, dass der Wechsel keine Auswirkungen auf die Richtung die IT-Entscheidungen haben werde. Außerdem werde Nachfolger Wöbking die Gespräche über eine Zusammenarbeit im Transaction Banking "in gleicher Richtung" fortsetzen wie sein Vorgänger: "Hier gibt es Kontinuität in der Sache".

Und darin liegt einer der zwei Hauptgründe für Geigers Demission. Im kommenden Jahr will die Dresdner Bank ins Transaction Banking mit der Deutschen Bank einsteigen; ein Vorhaben, dass Geiger in der Mai-Ausgabe von CIO noch ablehnte. Nicht dass Geiger gegen das Projekt wäre - im Gegenteil, schließlich ist er auch Vorstand für Transaction Banking. Nur wird dieser Bereich künftig ausgelagert, wodurch diese Aufgaben für ihn entfallen werden.

Zudem verkleinert sich sein Spektrum an IT-Aufgaben erheblich: Die Dresdner ist seit geraumer Zeit damit befasst, ihre IT-Zentrale aufzulösen und die IT in die Geschäftsbereiche zu verlagern. Am Ende der soll nur noch eine 100-Personen starke IT-Strategie-Abteilung in der Zentrale arbeiten. Mittelfristig bedeutet das keine Perspektive mehr für Geiger, der seit 1985 bei Töchtern der Dresdner Bank tätig war. Er hat sich erfolgreich überflüssig gemacht.

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