Editorial

Es fehlt ein CMM für Lizenzen

05.03.2006

Wie wäre das? Ein unabhängiger Beobachter zertifiziert Ihr Lizenz-Management. Er stuft auf einer Skala von eins bis fünf ein, wie glaubwürdig Ihre Buchhaltung den Bestand an bezahlter Software belegt. Ähnlich dem Capability Maturity Model für Softwareentwicklung (CMM) landen Sie auf Stufe 1,wenn Sie Ihre Lizenzen dezentral, unregelmäßig und auf Papier verwalten. Oder Sie erreichen Stufe 5, wenn Sie Ihre Lizenzen zentral, regelmäßig und mit System administrieren. Stufe 1 bedeutet, dass Sie nach wie vor Besuch von Auditoren bekommen können, die immer im falschen Augenblick den Lizenzbestand einzelner Produkte prüfen. Stufe 5 bedeutet, dass alle Softwarehersteller keine Audits mehr durchführen, sondern Ihren Angaben vertrauen. Wie wäre das?

Schön wäre das, nur leider hat überhaupt kein Softwarehersteller Interesse daran, Transparenz ins Lizenz-Dunkel der Unternehmen zu bringen. Es lebt sich ja nicht schlecht in der allgemeinen Verunsicherung. Anwender schätzen das Risiko einer Unterlizenzierung genauso hoch ein wie das der Überlizenzierung (siehe Titelgeschichte auf Seite 18). Die Hersteller beziehen also auf der einen Seite genauso viele Gebühren zu viel, wie sie auf der anderen Seite zu wenig bekommen. Und obendrein herrscht kreatives Chaos, in dem sich die Monopolisten immer wieder neue Lizenzmodelle ausdenken können. Es leiden eigentlich nur die Anwenderunternehmen, die für das Management der Softwarebestände gute Leute abstellen müssen.

Aber so ist das nun mal in der IT: Es werden nicht immer nur Dinge erfunden, die den Anwender nach vorne bringen. Vieles ist Blendwerk oder erfüllt nur Selbstzweck. Ganze Messehallen lassen sich mit unnützem oder überteuertem Zeug füllen, wie die CeBIT auch in diesem Jahr wieder belegt. Wir haben deshalb einen Überblick für Sie erstellt, was tatsächlich einen Besuch lohnt und vor allem: wer gar nicht auf der Messe zu finden ist (Seite 58).

„Es gibt auf dieser Welt kaum ein Produkt, das nicht irgendjemand irgendwo ein bisschen schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte“, resümiert Thomas Ganswindt von Siemens (Seite 34). Er ist damit der erste Autor einer Artikelserie zum Thema InnovationInnovation, die es ab Mai auch in Buchform zu kaufen geben wird. Alles zu Innovation auf CIO.de

Viel Spaß beim Orientieren

Ihr Horst Ellermann

Zur Startseite