Green IT in Luleå

Facebook baut sein Rechenzentrum in Schweden

Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.

Immenser Energie-Verbrauch

Anders Granberg Geschäftsführer, The Node Pole: "Weil die Infrastruktur so stabil ist, braucht Facebook 70 Prozent weniger Backup-Generatoren."
Anders Granberg Geschäftsführer, The Node Pole: "Weil die Infrastruktur so stabil ist, braucht Facebook 70 Prozent weniger Backup-Generatoren."
Foto: The Node Pole

Überhitzen bei minus 20 Grad - schwierig. Zu 100 Prozent, so lässt Facebook verlauten, würden die Server mit normaler Luft gekühlt. Um wie viel das die Energiekosten tatsächlich senkt, da hält sich der Konzern gewohnt bedeckt. Aber der PUE-Wert spricht für sich: Laut Facebook liegt er zwischen 1,06 und 1,08. Damit hat Facebook eines der energieeffizientesten Rechenzentren weltweit erbaut, auch wenn ihm einige andere deutsche Firmen schon dicht auf den Fersen sind.

Derzeit testen verschiedene Unternehmen in Deutschland, ob sie ihre Server nicht auf höheren Temperaturen laufen lassen können. Sie weisen ebenfalls niedrige PUE-Werte auf. Aber das Mega-Data-Center im Norden zeigt auch auf, was das eigentliche Problem ist: Das RechenzentrumRechenzentrum hat, wenn es einmal fertig ist, immer noch den Energieverbrauch einer 100.000-Einwohner-Stadt. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Da kommt etwas ins Spiel, das deutschen Entscheidern Kopfzerbrechen bereitet: steigende Preise und eine schwierige Energiewende. "Die Energiekosten zählen zu den niedrigsten in Europa", sagt Anders Elbak, Analyst bei ICT und Experte für Skandinavien, über den Standort Schweden. Auch ein Grund, warum Facebook hier ist. Zudem stammt der Strom aus erneuerbaren Ressourcen.

Der Lule-Fluss wird insgesamt 15 Mal gestaut und bringt nachhaltige Energie in die 75.000-Einwohner-Stadt. "Wir haben hier einen hohen Überschuss an Hydropower", sagt Anders Granberg, Geschäftsführer von "The Node Pole", der Vermarktungsgesellschaft für die Region um Luleå. Er überzeugte zusammen mit dem Bürgermeister Facebook davon, in Luleå zu bauen. Und für die Umwelt ist es allemal besser, die Energie dort zu verbrauchen, wo sie hergestellt wird, da beim TransportTransport eine beträchtliche Menge verloren geht. Die Nachhaltigkeit freut auch Facebook: Beim Konzern aus Palo Alto will man selbstverständlich "Green IT" fördern. Facebook strebt an, bis 2015 ein Viertel des Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien zu decken. Langfristig dürften die niedrigen Energiekosten Schwedens auch deutsche Firmen in den Norden treiben. Top-Firmen der Branche Transport

Viel wichtiger als "Green IT" dürfte jedoch ein anderer Aspekt sein, der Firmen zum Polarkreis zieht: Das Stromnetz in Schweden ist stabil, Stromausfälle sind selten: "Das Risiko eines Black-outs ist gering", sagt Analyst Elbak. Das nordschwedische Netz ist für die Schwerindustrie ausgelegt. Im Norden gibt es Minen, die Schweden graben tief nach Erz, Kupfer und Seltenen Erden. Ein Data Center ist ein Kinderspiel für das Netz. Stabile Netze senken ebenfalls Kosten: "Weil die Infrastruktur so stabil ist, braucht Facebook 70 Prozent weniger Back-up-Generatoren", sagt Granberg. In Deutschland dagegen steigt die Gefahr von Stromausfällen. Von billigem und stabilem Speicherplatz können auch deutsche Unternehmen profitieren.

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