Industrialisierung des Finanzbereiches

Finanz-IT setzt stärker auf ERP-Standardisierung

10.12.2004
Von Detlef Scholz
ERP-Systeme, ursprünglich für die herstellende Industrie entwickelt, sind inzwischen auch im Bankenwesen verbreitet. Marktforscher haben herausgefunden, dass Geldinstitute mit ERP-Systemen offenbar Vorteile gegenüber der Konkurrenz haben, die eigene Lösungen verwenden. Darauf weist eine Studie der European Business School hin.

Im deutschen Bankenwesen konnten Marktforscher ein interessantes Phänomen entdecken: Wenn eine Bank eine andere übernahm, so setzte die übernehmende Bank gewöhnlich ein ERP-System ein, während die übernommene Bank eine selbst entwickelte Lösung verwendete. Die Studienautoren nehmen diese Tendenz als Beispiel für die Effektivität von ERP-Systemen, deren Wirksamkeit mit den Mitteln finanzieller Performance ansonsten schwierig nachzuweisen ist. Ein weiteres Beispiel sind die höheren Bewertungen, die ERP-nutzende Unternehmen tendenziell in den Finanzmärkten erhalten. Firmen in Segmenten mit geringer ERP-Verbreitung sollten daher prüfen, inwiefern ihre ERP-Strategie durch branchenspezifische Befangenheiten beeinflusst ist.

Die Autoren der Studie sprechen von einer "Industrialisierung" der Bankenszene. Davon zeugen etwa gemeinsame Service-Center, die Größeneffekte ("economies of scale") ausnutzen. Auch das OutsourcingOutsourcing von Geschäftsprozessen, die nicht zur Kernkompetenz der BankenBanken zählen, ist ein Beispiel dafür. Dabei folgen die Banken nicht einfach der Spur der herstellenden IndustrieIndustrie. Stattdessen definieren sie ihre eigenen, branchenspezifischen Vorgehensweisen ("best practices"). Alles zu Outsourcing auf CIO.de Top-Firmen der Branche Banken Top-Firmen der Branche Industrie

ERP-Upgrades sollten einfach sein

Die entscheidenden Auswahlkriterien einer ERP-Lösung für Banken sind der Umfrage zufolge Funktionalität, Anwenderfreundlichkeit und Vertrauenswürdigkeit des Anbieters. Zu den unabdingbaren produktspezifischen Merkmalen einer ERP-Software zählen analytische Funktionen sowie die Fähigkeit zum Dokumenten- und Ablauf-Management ("workflow"). Banken, die vor einer Neustrukturierung stehen, legen zudem Wert auf integrative Lösungen in einer offenen Umgebung. Das wird durch eine service-orientierte Architektur ermöglicht. Zudem sollte die Software auf einfache Weise technische und funktionale Upgrades gestatten. Dagegen spielen Merkmale, die ein leichtes Erfüllen gesetzlicher Anforderungen (Basel II, International Accounting Standards) sicherstellen, keine große Rolle.

Die Frage, ob eine Bank in ein ERP-System oder eine kundenspezifische Lösung investiert, entscheiden die Bankmanager hauptsächlich nach rein qualitativen, immateriellen Nutzen-Aspekten. Finanzielle Gesichtspunkte zählen nicht zu den vorrangigen Investitionskriterien.

Die Banken setzen ERPERP derzeit vor allem in der Personalverwaltung und im Rechnungswesen ein. Diese Bereiche haben im Hinblick auf Folge-Investitionen den größten Bedarf. Auch andere Funktionsgebiete werden zunehmend von ERP erfasst. Am schwächsten sind ERP-Lösungen derzeit im Strategie- und Planungs-Segment der Banken vertreten. Allerdings haben die Studienmacher auch hier Einsatzpotenzial für ERP ausgemacht. Besonders Strategie-Planungs-Module eignen sich dafür. Alles zu ERP auf CIO.de

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