5 Regeln für Digitalisierung

Firmen halbherzig bei Industrie 4.0

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Während die deutschen Firmen bei der Digitalisierung insgesamt im internationalen Vergleich offensichtlich nicht an die Spitze preschen, ist der Ehrgeiz bei Industrie 4.0 dem Selbstverständnis des Landes als Industrienation entsprechend ausgeprägter. Hier wurde ein Vorsprung aufgebaut, den die Konkurrenz nun aber aufzuholen droht.

Gefahr durch Software-Dominanz der USA

Die Staufen-Berater warnen, Deutschland müsse angesichts der US-Dominanz bei technischer Software, Internet-Plattformen und Big DataBig Data aufpassen, im Innovationswettlauf nicht zurückzufallen. US-Firmen wie Cisco, IBMIBM und General Electric hätten sich mit anderen Firmen zum Industrial Internet Consortium (IIC) zusammengeschlossen, um die StandardisierungStandardisierung in diesem Feld voranzutreiben. Aus Deutschland seien BoschBosch und SiemensSiemens immerhin mit an Bord. Top-500-Firmenprofil für Bosch Top-500-Firmenprofil für Siemens Alles zu Big Data auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Standardisierung auf CIO.de

"Ob Deutschland das Rennen um die Technologieführerschaft auch langfristig gewinnt, ist also nicht ausgemacht", befindet Staufen. "Zumal sich mit China bereits ein weiterer großer Player in Stellung bringt." Peking wird sich demnach mit einer Nachzügler-Rolle auf Dauer nicht zufrieden geben.

Wirtschaft hat Industrie 4.0 lange unterschätzt

Vielleicht könnte die deutsche Industrie unangefochtener in Front sein, wenn sie sich wegen eigener Verzagtheit nicht selbst ausgebremst hätte. 61 Prozent der Befragten meinen jedenfalls, dass die hiesige Wirtschaft die Bedeutung von Industrie 4.0 lange Zeit unterschätzt habe. Drei Viertel sagen, die Industrie habe kein gutes Gespür für das Tempo der Veränderung gehabt. Bemerkenswerterweise fällt das Urteil kaum besser aus, wenn die Befragten das eigene Unternehmen bewerten. Rund drei Viertel berichten, dass ihr Haus bei der Qualifizierung von Führungskräften und Mitarbeitern hinterherhinke.

Etventure moniert wie erwähnt Umsetzungsschwierigkeiten bei der digitalen Transformation. Das liege unter anderem daran, dass nur in 48 Prozent der Firmen die Steuerung dem Vorstand oder der Geschäftsleitung obliege. "Ohne die volle Rückendeckung der Chefetage kann Digitalisierung nicht funktionieren", sagt Philipp Depiereux. Der Gründer und Geschäftsführer von Etventure sieht das Thema unter anderem bei der IT nicht gut aufgehoben: "Die bestehenden Strukturen in der IT oder anderen Abteilungen hemmen Innovationen." Stattdessen sei ein geschützter Raum nötig, in dem Innovationen losgelöst von der bestehenden Unternehmensstruktur entwickelt und getestet werden können.

Manager scheuen radikale Entscheidungen

Tatsächlich machen 65 Prozent der Befragten die Verteidigung bestehender Strukturen als größtes Hemmnis bei der digitalen Transformation aus. 54 Prozent beklagen einen Zeitmangel, 52 Prozent fehlende Erfahrung bei nutzerzentriertem Vorgehen. 42 Prozent meinen, ihr Unternehmen sei in seinem Bereich zu festgefahren. 40 Prozent bemängeln, dass Führungskräfte radikale Entscheidungen scheuten.

Digitalisierung wohl kein Jobkiller

Zum Jobkiller wird der digitale Wandel nach Einschätzung der von Etventure und GfK befragten offenbar nicht. 23 Prozent rechnen mit einem Zuwachs an Arbeitsplätzen, 18 Prozent mit einem Nettoverlust an Jobs. 59 Prozent gehen nicht von nennenswerten Auswirkungen aus.

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