Die wöchentliche CIO-Kolumne

Freud und Leid

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.

Und drittens konstatieren die Forscher, dass Mittelständler sich generell mit Service Levels zufrieden geben müssten, die andernorts, in Konzernen also, nur als beklagenswert eingestuft würden: Einer früheren Umfrage entstammt die Erkenntnis, dass nur 78,4 Prozent aller vereinbarten Service Levels bei der IT-Versorgung des Mittelstands eingehalten würden. Durchschnittlicher Vergleichswert für Konzernkunden: mehr als 90 Prozent.

Auch ohne selbst mitgeforscht zu haben, darf man die Ergebnisse für plausibel halten. Um nur auf den ersten Punkt kurz einzugehen: Bei Windows 9x zu bleiben macht Sinn, wenn die Anwendungen noch laufen. IT-Entscheider freuen sich ohnehin nicht selten auf das Ende der Abschreibungsfrist, weil ein Produkt sich erst danach rechnet. Service-Anbieter, die Betreibern so einer Systemlandschaft ohne Ansicht der individuellen Bedürfnisse erstmal eine Flurbereinigung empfehlen, haben den IT-Mittelstandsmarkt nicht verstanden.

Der ist aber nicht nur durch Sparsamkeit gekennzeichnet. Vor allem geht es darum, Geschäftsprozesse in unterschiedlichen Branchen, Branchensegmenten und Regionen individuell auf IT-Infrastrukturen und Service-Level-Agreements abzubilden. Herunterskalierte Konzern-Blaupausen eignen sich dazu nicht: Stattdessen müssen die Dienstleister sich teils bis hinunter auf Abteilungsebene in die Kundenunternehmen hineinfuchsen. Informationsverarbeitung im modernen Mittelstand ist kaum weniger kompliziert als Konzern-IT.

Theoretisch verstehen die Dienstleister das, davon darf man wohl ausgehen. Aber umgesetzt haben die Erkenntnis offenbar nur wenige. Der Umfrage zufolge werden die meisten Mittelstandskunden noch immer mit Offerten von der Stange abgespeist, wird pure Technologie anstelle von Problemlösungen verkauft.

Immerhin gibt es gute Aussichten auf Besserung. Bei sinkenden Erträgen sind immer mehr Dienstleister gezwungen, auch Kunden zu bedienen, deren Budgets nicht so hoch sind wie ihre Ansprüche an IT-Services. Wer da nicht mitzieht, riskiert den Abgang vom Markt. - Des einen Freud', des anderen Leid.

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