Leistungsstarke IT-Experten arbeiten ungern unter enger Kontrolle

Führung an der langen Leine

01.07.2008
Von Nicolas Zeitler und Mary Brandel

Allerdings wurde Nixon überstimmt. Also ergänzte er das alte Programm. Weil die ursprüngliche Software viele Fehler enthielt, dauerte das Projekt letztlich drei Wochen. "Alles neu zu schreiben, wäre schneller gegangen", urteilt der Entwickler.

Auch Jack Hughes, CEO der Software-Schmiede Topcoder im US-Staat Connecticut, vertritt die Ansicht, dass Führungskräfte lieber die Ergebnisse im Auge behalten sollten statt ihrer Mannschaft einen bestimmten Weg zum Erreichen des Ziels vorzuschreiben. "Sie dürfen nicht damit anfangen, um Leute, die mit Begeisterung ihrer Arbeit nachgehen, Mauern zu bauen", sagt der Manager.

Sokrates als Vorbild nehmen

Hochqualifizierte Mitarbeiter sehen sich nicht gerne in der Rolle des Befehlsempfängers. Dennoch brauchen auch sie FührungFührung, sagt Paul Glen von der Internet-Community Geekleaders.com. Um diesen Gegensatz auszuräumen, schlägt Glen Vorgesetzten vor, Nachhilfe beim antiken Philosophen Sokrates zu nehmen. Man müsse den Mitarbeitern die richtigen Fragen stellen, so dass sie durch Nachdenken letztlich zu derselben Sicht der Dinge gelangten wie der Chef, erklärt Glen. Alles zu Führung auf CIO.de

Dieser Ansatz erfordere freilich Zeit und Geduld, meint Edward Martinez, CIO beim Krebsforschungs-Institut Lee Moffitt in Tampa/Florida. Auch wenn ein Vorgesetzter schon wisse, welche Entscheidung letztendlich zu treffen sei, müsse er die Einfälle seiner Mitarbeiter sorgsam prüfen und gute Vorschläge aufnehmen. "Man muss seinen Angestellten die Gelegenheit geben, Teil der Entscheidung zu sein."

Offen für Neuerungen sein

Wer keine Anregungen aus der Belegschaft aufnimmt, verschwendet zudem Ressourcen, wie Patrick Reagan, Entwicklungsleiter bei Viget Labs, betont. Bis vor zweieinhalb Jahren habe es in seinem Unternehmen keine automatisierten Software-Tests gegeben - bis ein Entwickler sie vorschlug. Reagan hatte ein offenes Ohr für die Idee. Mittlerweile seien automatisierte Tests "tief verwurzelt in unserer Firmenkultur", sagt er. Auch der Umstieg von PHP auf "Ruby on Rails" in der Entwicklung vor zwei Jahren sei auf Anregungen von Mitarbeitern zurückgegangen.

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