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Western Union in Deutschland

Geldtransfer im Social Web

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Eine Herausforderung für alle Telkos weltweit bleiben dabei jedoch Überweisungen in fremde Länder. Die damit verbundenen Regularien wollen sich Telkos genauso wenig wie die meisten BankenBanken antun. Ob es einfacher ist, mit Telkos als mit Banken zu verhandeln? "Das hängt wirklich von den Einzelfällen ab", sagt Thompson: "Einige sind herausfordernd, weil sie die Komplexität des grenzüberschreitenden Geldversands nicht verstehen." Top-Firmen der Branche Banken

Hadoop-Cluster mit 36 Knoten gegen Kriminelle

Neben den hohen Gebühren lautet eine immer wiederkehrende Kritik an Western Union, dass das internationale Überweisungssystem gerne auch von Kriminellen genutzt wird. Um diese unliebsamen Kunden abzuschütteln, setzt Thompson einen Hadoop-Cluster mit 36 Knoten ein.

Sie durchforsten regelmäßig 4 Petabyte Daten auf der Suche nach Betrugsmustern. Auf rund 1000 Rechenroutinen pro Transaktion schätzt Thompson den Aufwand, bevor Geld tatsächlich überwiesen wird. 2200 Spezialisten bei Western Union machen nichts anderes, als Betrugsmuster zu erkennen. Wie alle anderen Banken ist auch der Finanzdienstleister Western Union verpflichtet, auffällige Geldbewegungen zu melden. Fließen beispielsweise viele Beträge immer an nur eine Person, dann gehen die Alarmglocken an.

Cloud für Echtzeitanalyse

Cloud-Dienste bezeichnet Thompson als vielversprechend: "Wir nutzen das für unser Echtzeit-Risk-Assessment." Die regulativen Anforderungen an grenzüberschreitende Überweisungen sind hoch und die Gefahr groß, die falschen Kunden zu bedienen. Gleichzeitig ist keinem Nutzer zuzumuten, längere Checks für vergleichsweise geringe Beträge über sich ergehen zu lassen. "Die Customer-Experience ist eines meiner wichtigsten Themen", betont Thompson. Deswegen nutzt er eine hybride Cloud für die Risikoabschätzung.

"Cloud von Amazon nicht unsicher"

Western Union betreibt vier eigene Rechenzentren, zwei davon in den USA, eines in Irland und ein weiteres in Russland, weil die dortige Rechtsprechung das so verlangt. Die deutschen Gesetze seien auch sehr anspruchsvoll in puncto DatenschutzDatenschutz, meint der CTO. Sie erfordern aber kein Extra-Rechenzentrum im Land. "Wozu auch?", fragt Thompson: "Cloud-Angebote von Amazon oder Microsoft sind nicht unsicher." Thompson kennt die Security-Szene: Er stand als CIO bei Syman­tec, Oracle und People­soft stets knietief in der Technik. Alles zu Datenschutz auf CIO.de

Drei Gründe für den deutschen Markt

Mittlerweile trägt der Western-Union-CTO auch den Titel "Executive Vice President of Global Operations" und kümmert sich stärker ums Kerngeschäft. Deutschland ist dabei für ihn aus drei Gründen wichtig:

  • Mehr als zehn Milliarden Euro schicken Menschen mit Migrationshintergrund jedes Jahr aus Deutschland in ihre Heimat. Damit ist Deutschland weltweit einer der größten der soge­nannten Remittance-Märkte.

  • "Der Wettbewerb ist in Deutschland groß", betont Thompson. Immer mehr Finanzdienstleister und Banken bemühen sich um immer mehr Migranten beziehungsweise die entsprechenden Korridore. "Aber wir bedienen mit mehr als 130 Währungen die meisten", sagt Thompson.

  • Viele Migranten erleben in Deutschland das erste Mal, dass sie Geld in ihre alte Heimat überweisen können. "Selbst, wenn sie nicht in Deutschland bleiben, lernen sie hier, wie das geht", sagt Thompson, der Western Union dabei natürlich gerne in den Köpfen verankern möchte.

Deutschland ist herausfordernd

Interessante Koinzidenz: Während die Migranten sich in die Konditionen grenzüberschreitender Überweisun­gen hineinfuchsen und dabei zunehmend mobile Wallets nutzen, bleiben die Deutschen eher skeptisch. Mobile Geldbörsen sind hierzulande ähnlich unbeliebt wie Schecks oder Kreditkarten. Am liebsten zahlt der Deutsche bar. Für Thompson ergibt sich daraus die spannende Frage, ob sich durch neue Nachbarn vielleicht auch neue Services in einem ansonsten tradierten Markt etablieren lassen. "Sehr herausfordernd, was Deutschland da gerade macht", sagt Thompson: "Sehr vielversprechend."

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