Interview mit Nicholas Carr

"Google ist der IT-Pionier"

28.03.2008
Von Hartmut  Wiehr

Erleben wir also gerade einen kulturellen Umbruch?

Exakt. Mein Buch hat den Titel "The Big Switch". Die revolutionären Neuerungen passieren außerhalb der Business-IT.

Aber dahinter stehen doch immer noch große Unternehmen wie Google oder andere, die mit Youtube, Facebook oder Myspace viel Geld machen. Was hat sich da geändert?

Ich behaupte, dass gerade die traditionellen IT-Unternehmen wie Microsoft, SAP, Oracle, HPHP oder IBMIBM alle in dieses neue Modell investieren, weil sie begriffen haben, dass hier die Innovationen stattfinden. Egal, ob sich dies alles schon bald durchsetzt oder vor den Toren großer Unternehmen Halt macht. Wer anders handelt oder skeptisch bleibt, übersieht die immensen Vorteile dieser Entwicklung: Man muss nicht mehr sein ganzes Geld in eine eigene dezentrale IT reinstecken. Alles zu HP auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de

Und all das steht uns unmittelbar bevor?

Nein, keineswegs. Ich spreche von einer lang andauernden Transformation, die sich vielleicht über Jahrzehnte hinziehen wird. Aber die Richtung können wir schon erkennen. Es geht um mehr Alternativen zur klassischen IT, die zu nutzen auch für Unternehmen sinnvoll sein kann. Immer mehr Systeme werden "in the cloud" stehen. Meine These ist: Das ist eine gute Sache. Warum sollte man davor Angst haben?

Werden die Anwender in diesem Modell nicht abhängig von ein paar großen Serviceanbietern?

Sicher braucht man viel Kapital, um die großen Rechenzentren als Mittelpunkt des Cloud Computings zu bauen. Dies wird zu einem weiteren Konsolidierungsprozess bei den Serviceanbietern führen.

Wenige Oligopole werden den Markt bestimmen?

Langfristig ist das sicher richtig. Wir sehen es ja heute schon: Nur ein paar Hersteller dominieren die Märkte.

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