Interview mit Nicholas Carr

"Google ist der IT-Pionier"

28.03.2008
Von Hartmut  Wiehr

In Ihrer Argumentation nimmt Google einen besonderen Stellenwert ein. Ist das nicht eine Überbewertung dieses Unternehmens?

Wir wissen nicht, was in der Zukunft mit Google passieren wird. Aber zurzeit ist Google die interessanteste IT-Company, weil sie der Pionier des neuen Modells von IT ist. Und das noch mehr von der technischen Seite aus als unter Business-Gesichtspunkten. Google wird meist nur als dominierende Suchmaschine gesehen, dabei ist das Unternehmen viel mehr: Dort gibt man jedes Jahr mehr als zwei Milliarden Dollar aus, um schnelle, zentralisierte Rechenzentren rund um die Welt zu bauen. Damit errichtet Google im Grunde den größten Computer auf dem Globus.

Google baut sich seine eigene weltweite Infrastruktur.

Richtig. Googles CEO Eric Schmidt hat mehrfach klargestellt, dass Cloud ComputingCloud Computing für ihn die Möglichkeit darstellt, mit der eigenen Infrastruktur die Daten vieler Individuen und Unternehmen zu speichern und entsprechende Services anzubieten. Nimmt man weitere Dienstleister hinzu, dann ist das die Zukunft der IT: riesige zentrale Datenspeicher und Rechenzentren. Die historische Parallele dazu ist der Schritt von eigenen Kraftwerken in den Unternehmen zu großen zentralen Energieanbietern. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Was sind die Konsequenzen dieser Entwicklung für die IT-Abteilungen und die Rolle des CIOs?

Vor allem in den größeren Unternehmen wird derzeit ein beträchtlicher Teil des IT-Budgets für den laufenden Betrieb der Infrastruktur ausgegeben. Die entsprechenden Jobs werden meiner Meinung nach weniger werden, die IT-Abteilungen werden schrumpfen. Aber sie werden mehr Bedeutung für das Unternehmen an sich bekommen, für die Einbettung von Informationen in die Geschäftsprozesse. In der Zukunft wird es mehr um die Rolle eines Informations-Brokers gehen, der die externen IT-Dienstleistungen mit den internen verknüpft. Außerdem wird die IT nicht einfacher werden, man denke nur an den Einsatz von komplexen Virtualisierungsszenarien. Hier ist viel Spezialwissen erforderlich. Die IT-Abteilung und die CIOs werden nicht verschwinden, aber ihre Rolle wird sich wandeln.

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