Das Google-Imperium

Googles Magie verfällt

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

Google-Nutzer müssen sich allein darauf verlassen, dass Larry Page, Sergey Brin und Eric Schmidt nichts tun, was sie als schlecht empfinden. Eine verbindliche Grundlage, wie sie Entscheidungen treffen, gibt es nicht. Im Gegenteil: Das Google-Triumvirat hat immer wieder spontan neu definiert, was es für ethisch vertretbar hält. Das mag beim Start-up charmant gewesen sein, bei einem Weltdatenarchiv ist es alarmierend.

Am Beispiel China zeigt sich, dass die Maßstäbe, die angelegt werden, viel mit der Interessenlage des Unternehmens zu tun haben und beileibe nicht von allen Google-Nutzern geteilt werden. Was passiert, wenn Googles rasanter Aufstieg ins Stocken gerät und gar in einem Absturz endet? Die Entscheidung, sich Chinas Zensoren zu beugen, weist darauf hin, dass die Männer an der Spitze von Google, wenn sie zwischen Ethik und Erfolg wählen müssen, sich nicht automatisch für Erstere entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Google von seinem Grundsatz, nichts zu tun, was den Interessen der Benutzer widerspricht, ab rückt, wird größer, wenn das Unternehmen mit dem Rücken zur Wand steht.

Es hängt also mittlerweile eine Menge davon ab, ob Google floriert oder stagniert. Es ist längst nicht mehr nur für Investoren und Anleger ungeheuer wichtig zu wissen, wie stabil das Gebilde Google ist.

Wirtschaftlich steht Google hervorragend da. Es deutet nichts dar auf hin, dass Googles zehnter Geburtstag am 7. September 2008 der letzte sein könnte, den das Unternehmen an der Spitze der Internettechnologieanbieter und Onlinevermarkter feiert. Das Modell, mit dem Platzieren von Textanzeigen neben Suchbegriffen Geld zu verdienen, funktioniert auch in wirtschaftlich stürmischen Zeiten. Im Zuge der durch die US-Hypothekenblase ausgelösten weltweiten Finanzkrise und der Ge fahr einer Rezession in den USA beobachteten Anleger, Nutzer und die Werbeindustrie mit Spannung, wie der Suchriese den allgemeinen Abschwung wegsteckte.

Google war mit seinen Zahlen für das vierte Quartal 2007 Ende Januar bereits unter den Erwartungen der Analysten geblieben. Als Markt forscher meldeten, die Klickzahlen für Adwords und Adsense seien zum ersten Mal zurückgegangen, seit sie gemessen werden, erlebte die Google-Aktie eine steile Talfahrt. Anfang Januar 2008 war sie noch 600 Dollar wert gewesen, Mitte März lag der Kurs bei 413 Dollar. Mit einem Mal stand die bange Frage im Raum: Was, wenn das Geschäft mit den Anzeigen neben den Suchergebnissen nicht mehr wie geschmiert läuft?

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