E-Signatur

Halbherziges Bündnis

02.05.2003
Die verwirrende Vielzahl von Anbietern und Verfahren verhinderte bisher einen Erfolg der E-Signatur. Im "Bündnis für elektronische Signaturen" wollen die 15 Gründungsmitglieder bis 2005 einen gemeinsamen Standard schaffen.

Elf Monate verhandelten die Gründungsmitglieder, um die Interessen von Anwendern und Anbietern unter einen Hut zu bekommen. Anfang April gründeten BankenBanken, VersicherungenVersicherungen, der Bundesverband der Betriebskrankenkassen (siehe auch Seite 47), Kommunen und öffentliche Einrichtungen mit den Bundesministerien für Wirtschaft und Inneres das "Bündnis für elektronische Signaturen". Das Projekt der Regierungsinitiative "Bund-Online 2005" verfolgt zwei Ziele, damit Bürger die E-Signatur stärker akzeptieren und flächendeckend anwenden können: Bis 2005 soll die E-Signatur standardisiert und ein Umlageverfahren zur Finanzierung eingeführt werden. Top-Firmen der Branche Banken Top-Firmen der Branche Versicherungen

Dafür will das Bündnis im Sommer eine Geschäftsstelle einrichten. In Arbeitsgruppen sollen Geschäftsmodelle und technische Standards entwickelt werden, um die verwirrende Vielzahl von E-Signaturverfahren zu reduzieren. Zu den technischen Standardfeldern zählen: Public-Key-Infrastruktur, Interfaces, Kartenarchitektur und -Terminals.

So, wie man schon heute fast überall mit einer EC-Karte bezahlen kann, soll künftig nur noch eine Signaturkarte für alle E-Commerce- und E-Government-Dienste genutzt werden. Eine bedeutende Rolle kommt dabei den Banken zu. "Als einzige Branche verfügen wir Geldinstitute über eine flächendeckende Karteninfrastruktur, Kassen-Terminals und etablierte Prozesse für das Kartenmanagement", erklärt Hermann-Josef Lamberti, Chief Operating Officer der Deutschen Bank.

Die Kosten für Signaturanbieter will das Bündnis durch ein Umlageverfahren fairer verteilen. So sollen Unternehmen und Behörden, die die E-Signatur zwar nutzen, aber keine eigene Karte anbieten, in einen Pool einzahlen, der Kartenanbieter für ihre Aufwendungen entschädigt.

Alexander Roßnagel, Professor für öffentliches Recht an der Universität Kassel und seit 15 Jahren E-Signatur-Experte, kritisiert, dass das Bündnis den Weg in Richtung Kundenfreundlichkeit nur halbherzig gehe. "Es wird auch weiterhin verschiedene Signaturverfahren geben, sodass sich der Anwender bei jeder Nutzung entscheiden muss." Zur Wahl stehen: einfache, fortgeschrittene, qualifizierte und akkreditierte Signatur sowie die akkreditierte Signatur mit Einschränkungen für die Onlinesteuerklärung Elster.

Das würde bedeuten, dass Anwender bis zu fünf E-Signatur-Karten mit sich herumtragen müssten. "Es ist unwahrscheinlich, dass ein Anbieter alle Verfahren auf seine Karte bringt", so Roßnagel. "Viel besser wäre es, alle Anbieter verwendeten nur die akkreditierte Signatur, weil diese zugleich die höchste Sicherheit bietet." Doch das sei den Banken zu teuer, wie Lamberti in der Computerwoche schrieb: "Angestrebt wird nicht mehr die theoretisch denkbar höchste Sicherheit; für eine möglichst breite Vielfalt der Anwendungen ist vielmehr ein optimales Verhältnis aus Sicherheit, Kosten und Nutzen das Ziel."

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