Analysten urteilen über HP-Pläne

Hardware raus

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Heinz-Hermann Adam Erster Vorsitzender, Connect Deutschland: "Sollte HP das PC-Business abstoßen, werden dadurch sicherlich Ressourcen frei, die in Enterprise-Technologie investiert werden."
Heinz-Hermann Adam Erster Vorsitzender, Connect Deutschland: "Sollte HP das PC-Business abstoßen, werden dadurch sicherlich Ressourcen frei, die in Enterprise-Technologie investiert werden."
Foto: Connect Deutschland

Andere Analysten untermauern diese Sicht. "HP war der vierte Gaul in einem Drei-Pferde-Rennen", resümiert Ezra Gottheil, Analyst bei Technology Business Research. Enteilt bei Smartphones und Tablets scheinen Apple und Android - mit Microsoft als hartnäckigem Verfolger. Nach der Ankündigung der Übernahme von Motorola Mobility durch Google seien indes Anbieter wie HTC, LG und Samsung auf der Suche nach einer Alternative zu Android, so Wafa Moussavi-Amin, Geschäftsführer IDC Deutschland und Schweiz. Da hätte HP jetzt gut als Lizenzgeber auftreten können. "Doch HP hat WebOS erst einmal aufs Abstellgleis geschoben und dem Betriebssystem damit den Todesstoß versetzt", kritisiert der Analyst.

Anwender sehen HPs möglichen Tablet-Ausstieg gelassen. Für Lufthansa etwa spielten vor allem iOS und Android-Plattformen eine wesentliche Rolle, kommentiert lakonisch Thomas Endres, CIO der Deutschen Lufthansa AG: "Die Entscheidung von HP kommt aus unserer Sicht nicht unerwartet, hat aber keinerlei Einfluss auf die Mobility-Strategie und -Projekte bei Lufthansa."

Druck von der Wall Street

Das offenbar auch auf Druck der Wall Street geplante Abstoßen des für satte 31 Prozent des HP-Konzernumsatzes verantwortlichen PC-Geschäfts erinnert Analysten zwar an den Verkauf der IBM-PC-Sparte an Lenovo vor einigen Jahren. Tenor ist aber auch, dass die Situation dafür schwieriger geworden sei.

Moussavi-Amin erwartet nun ein schnelles Abwandern der besten PSG-Mitarbeiter. HP drohten in den kommenden Monaten schwere Einbußen insbesondere bei den Geschäftskunden. "Schafft es HP nicht, hier schnell eine Lösung zu finden, werden Großunternehmen, die von ihren Lieferanten klare Produkt-Roadmaps, ein stabiles Image und eine garantierte langfristige Verfügbarkeit für die Geräte fordern, zweifellos der HP-Konkurrenz den Vorzug geben", argwöhnt der IDC-Deutschland-Chef.

Aus Sicht von IDC Europe gäbe HP mit PSG die Macht aus der Hand, seinen Kunden Support und Service für die eigene Produktfamilie aufzudrücken. Firmenkunden eröffne das eine gute Gelegenheit, hart über diese Kostenstellen zu verhandeln. Für HP sei entscheidend, inwieweit man sich auf Basis von Autonomy als starker Cloud-Service-Anbieter profilieren könne.

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