Editorial

Hoffen auf die Trendwende

02.12.2002

Wenn der Hahn kräht etc., steigen die Spendings, oder alles bleibt, wie es ist. - Ziemlich diffus sahen sie auf den ersten Blick aus, die Ergebnisse unserer Umfrage zum Thema IT-Ausgaben (Seite 50): Kein starker Trend nach oben oder unten, kein radikaler Schwenk zwischen den Budgetjahren 2002 und 2003; stattdessen eine gewisse Zerrissenheit.

Als wir dann bei der Auswertung der Antworten von insgesamt 324 IT-Entscheidern tiefer in die Zahlen einstiegen, ergab sich jedoch ein Bild, das sehr gut zu den Aussagen passt, mit denen Praktiker, Berater und andere Experten während der vergangenen anderthalb Jahre den Zeitgeist im IT-Management beschrieben haben: Sparsamkeit, wo es geht, aber eben nur dort. Das heißt: Es wird immer noch investiert, allerdings in Produkte und Dienstleistungen, die sich sicher und möglichst schnell rechnen.

Nicht gespart wird zum Beispiel an der Infrastruktur. Im Gegenteil: Auch wer konsolidiert, um das Netzwerk, das RechenzentrumRechenzentrum oder die Server-Farm zu geringeren Kosten betreiben zu können, muss für neue Hardware eben erst einmal Geld in die Hand nehmen. Und auch in Software-Anwendungen fließen bei den meisten Unternehmen künftig mindestens die gleichen Mittel wie in den Jahren zuvor. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass es sich hier in vielen Fällen um Standardisierungs- und Integrationsvorhaben handelt, die nicht zuletzt durch Fusionen erforderlich geworden sind. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Dass sich auf der anderen Seite die Zurückhaltung gegenüber den Offerten externer IT-Berater stabilisiert, am IT-Consulting also sehr wohl gespart wird, passt ins Bild, das wir uns im März anhand unserer Beraterumfrage machen konnten: In erster Linie geht es um die Beschäftigung der eigenen Leute; externe Beratungsleistungen werden trotz gestiegener Verhandlungsbereitschaft bei den Tagessätzen derzeit und in Zukunft weniger hoch geschätzt. Angesichts von Projekten, die auf die lange Bank geschoben oder ganz gestrichen werden, dürfte das in vielen Fällen wohl deshalb so gehandhabt werden, um die eigene Payroll nicht kürzen zu müssen und die damit verbundenen Kosten und sozialen Härten zu vermeiden. Denn die Ausgaben für IT-Personal machen trotz der Entlassungswelle noch immer den größten Block im IT-Budget aus, und das wird ohne Zweifel auch im kommenden Jahr so bleiben.

Unter dem Strich sieht es also gar nicht so schlecht aus: Die von uns befragten IT-Entscheider erwarten jeweils, dass ihnen nächstes Jahr Budgets zur Verfügung stehen, die um 0,8 Prozent höher sind als 2002. Das liegt kaum unter dem Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (1,0 Prozent), das die Wirtschaftsweisen ausweislich ihres aktuellen Jahresgutachtens für 2003 erwarten. Wir trauen uns sogar - mit aller Vorsicht - von einer Trendwende zu sprechen: 2002 waren die Budgets gegenüber 2001 noch gesunken. Hoffen wir also das Beste.

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