Grossanlagen von Uhde

Hohe Service-Levels in der Wüste

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.

Hohe Service-Levels in der Wüste

"Bei jedem Auftrag müssen wir die Tools für Konstruktion, Beschaffung, Logistik, Baustellenunterstützung und das Auftragscontrolling bereitstellen", beschreibt Röper die Rolle der IT. Es ergibt sich jeweils ein auftragsspezifischer internationaler "Split of Work", der von der IT abgebildet, implementiert und in einen stabilen Betrieb auf Zeit überführt werden muß, bis zur Übergabe der Anlage an den Betreiber. Diese internationale Arbeitsteilung beziehungsweise die weltweite Dislozierung der Ressourcen, urteilt Röper, ist die größte Herausforderung in seinem Verantwortungsbereich.

Am Beispiel eines eigentlich simplen Tasks wie der Datensicherung wird das besonders deutlich. "Lokale Daten", schildert der Leiter der Gruppe PCS (Project and Contract Support) Ulrich Stramma , "sind nach Möglichkeit dort angelegt, wo sie anfallen, um nicht alles über Leitungen übertragen zu müssen. Wir haben also Content in Dortmund, in Indien und auf der Baustelle in Saudi-Arabien. Dort wird Samstag und Sonntag gearbeitet; Freitag ist frei. "Wir müssen also zusehen, dass wir die Vollsicherung des Contents nach Möglichkeit Freitagnacht hinbekommen." Gleichzeitig arbeiten die Ingenieure bei Uhde India jedoch im Zweischichtbetrieb, auch am Freitag; sie brauchen ständigen Systemzugriff. Indiens Zeitzone ist viereinhalb Stunden vor unserer, so dass nur dreieinhalb Stunden für die Sicherung bleiben.

Die IT-Dimensionen auf der Safco-Baustelle entsprechen denen eines kleinen mittelständischen Unternehmens: Rund 100 PCs, Server, Weitverkehrsleitungen und Support. Die Software-Ausstattung umfasst 3D-CAD-Software, Dokumenten-Management und Lagerverwaltung sowie Lösungen zur Planung, Steuerung und Abrechnung von Fremdleistungen. Hinzu kommen Systeme zur Überwachung und Dokumentation aller Inbetriebnahme-Aktivitäten sowie technische Berechnungsprogramme und Administrations-Software für die Baustelle mit allen Subcontractoren; zeitweise arbeiten in Al Jubail tausend Menschen. Nicht zu vergessen das übliche Office- und Kommunikationsequipment. Rund 3 Millionen Euro wird allein die IT auf der Safco-Baustelle bis zur Übergabe der Anlage gekostet haben. Im Durchschnitt aller ProjekteProjekte und inklusive Administration und Personalverwaltung am Stammsitz kommt Röpers 50-köpfige IT-Mannschaft auf eine respektable Budget-Kennzahl von 1,5 Prozent vom Umsatz. Alles zu Projekte auf CIO.de

Standardisierung wird in der Uhde-IT angestrebt, ist sogar Bestandteil der IT-Strategie (Röper: "Nur Standardisiertes kann man nach außen vergeben."). Aber oft ist man in Dortmund gezwungen, einen vertraglich festgelegten Teil der Kontraktsumme an Subunternehmer aus dem Land des Kunden zu vergeben. Teils handelt es sich dabei um kritische Funktionen im Detail Engineering mit hoher Wertschöpfung. Diese Forderungen nach "Local Content" machen den Job von Stramma, der die Verhandlungen mit den Dienstleistern führt, mitunter zu einem Drahtseilakt. "Ich nehme das aus dem lokalen Markt, was ich qualitativ verantworten kann", sagt Stramma, der so oft wie möglich auf bewährte Partner zurückgreift.

Mit dem Qualitäts- und Preisproblem hat es sich nicht: Die Subkontraktoren bringen eigene Tools und Schnittstellen mit, und Röpers Mannschaft muss die Prozesse dann so gestalten, dass das Basic Engineering in Dortmund mit fremdem Detail Engineering zusammenspielt. Kompliziert - aber im Grunde ist die Aufgabe ganz einfach zu verstehen, findet Röper: "Auf der Baustelle muss es passen, sonst stehen ein paar Hundert Leute herum und drehen Däumchen."

Zur Startseite