Grossanlagen von Uhde

Hohe Service-Levels in der Wüste

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.

Routine - ein stiller Wunsch

Die IT arbeitet nah am Geschäft; wesentliche Teile des Salärs sind erfolgsabhängig. Damit hängt auch gleich die wichtigste Komponente der IT-Strategie zusammen, so Röper: "Wir gehen frühzeitig in die Angebote und stellen bei großen Aufträgen während der Abwicklung einen IT-Koordinator." Bei Safco ist das Stramma, er muss sich mit dem Fachbereich und mit Röper abstimmen. Außerdem arbeitet in der IT-Mannschaft ständig für je ein bis anderthalb Jahre ein "Rotierer" aus dem Projektmanagement. "Der nimmt IT-Wissen in den Fachbereich mit, befruchtet aber auch unsere Arbeit. Es gibt da ein paar Burschen, die machen uns schon ganz schön Feuer unter dem Hintern", sagt Stramma anerkennend. Ein innovatives Verfahren, streicht Röper heraus: "Meist wird die IT als Service, als notwendiges Übel, als reines Cost-Center definiert. Wir dagegen tragen Verantwortung für den Gesamterfolg."

Der hängt oft nicht nur daran, dass die IT und die Uhde-Ingenieure insgesamt einen guten Job machen, sondern auch an höherer Gewalt. Für eine mittlerweile fertige Düngemittelfabrik in Qatar hatte Uhde einen Reaktor in Oberitalien fertigen lassen. "Ein Riesending war das", so Röper. "Das konnten wir nur auf dem Wasserweg transportieren". Wegen des heißen Sommers reichte der Wasserstand des Po aber nicht aus, der Weg zum Meer war versperrt. "Die kriegten den Pott da nicht raus", erinnert sich der CIO mit Schaudern. Und der Endtermin rückte unerbittlich näher, eine empfindliche Vertragsstrafe drohte. Letzten Endes klappte es dann noch zum Termin. Aber, so Röper, "bei so was drehen unsere Jungs ganz schön am Rad".

Für das IT-Management birgt das Geschäftsmodell neben den strategischen aber auch ganz alltägliche Herausforderungen. Die saudische 500-Millionen-Euro-Baustelle und vergleichbare Aufträge, von denen Uhde seit 2002 vier angenommen hat, unterscheiden sich deutlich von Industrieprojekten in Regionen mit gut entwickelter Infrastruktur. Die Kontraktoren stehen nämlich nicht nur geografisch, sondern auch in puncto Service in der Wüste. "Unser Geschäft ist wirklich international", betont Röper. "Aber beschaffen Sie mal in der Wüste Hard- und Software, Leitungen und Support." Hier werden die Grenzen der viel beschworenen Globalität in der IT-Branche deutlich, beschwert sich Stramma: "Angeblich international aufgestellte Dienstleister winken ab, wenn es um Service außerhalb europäischer und amerikanischer Metropolen geht." Und das lokale Angebot sei, vorsichtig ausgedrückt, nicht immer von einer Qualität, die für Lump-sum-Turnkey-Projekte erforderlich ist.

Röper und Stramma haben die Hoffnung auf globalen Hard- und Software-Support zwar noch nicht aufgegeben; Gespräche mit großen Dienstleistern seien im Gange. Bis auf weiteres müssen sie sich jedoch mit einer Definition von "international" herumschlagen, die abseits der Metropolregion nicht mehr greift - und die Uhde-IT oft in einer Service-Wüste stehen lässt.

Zur Startseite