Warum sich Manager sozial engagieren

"Ich will meine Seele retten"

27.07.2009
Von Eva Müller

Doch viele sozial engagierte Entscheider wollen bei ihren gemeinnützigen Taten nicht das Gleiche tun, das sie schon 60 bis 80 Stunden pro Woche im Job beschäftigt. Sie suchen die ganz andere Erfahrung: Statt einsam zu entscheiden, fragen sie andere nach deren Meinung. Statt straff zu führen, gehen sie im Team auf. Statt am Schreibtisch zu hocken, schuften sie körperlich.

Vincenz von Braun (36), Partner bei Anchor Rechtsanwälte, etwa schwang im Sommer 2008 einen Vorschlaghammer. Gemeinsam mit rund 40 Tatmenschen aus dem Verein zur Kunst- und Kulturförderung e. V. in den neuen Ländern (www.vkf-ev.de) riss der Insolvenzverwalter in einer barocken Schlossanlage in Sachsen-Anhalt Zwischenwände ein, die das großzügige Anwesen zu DDR-Zeiten in ein beklemmend enges Gerichtsgebäude verwandelt hatten.

Vorschlaghammer statt Kugelschreiber

"Die Einbauten waren echt solide aus Ziegel und Holz gebaut", erinnert sich Braun grinsend an das verlängerte Arbeitswochenende: "Wir haben drei Tage lang hart zugeschlagen, dann lag die alte Substanz wieder frei." Und die Männer und Frauen vom VKF, fast alles erfolgreiche Juristen und Betriebswirte, waren verschwitzt, staubig, aber glücklich.

Zwei- bis dreimal im Jahr treffen sich bis zu 60 Mitglieder des Vereins zu Workshops, in denen sie zusammen mit engagierten Bürgern vor Ort für kulturgeschichtliche ProjekteProjekte rackern. Sie bürsteten schon den Rost von der historischen Brücke zur Liebesinsel von Schloss Mirow in Mecklenburg, bauten die Schutzmauer der Runneburg in Weißensee wieder auf, räumten eine Kasematte der Festung Dömitz frei oder strichen die historischen Pflanzkübel in der Orangerie von Schloss Belvedere in Weimar frisch an. Alles zu Projekte auf CIO.de

Was für Außenstehende nach Strapaze klingt, sieht Braun "als die schönsten Tage des Jahres" an. Das Gemeinschaftserlebnis, der Aufbau-Enthusiasmus, die Zeltlagerromantik - abends wird gegrillt und mit der Dorfjugend gekickt - verwandelten die anstrengende Plackerei in ein großes Vergnügen.

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