Infineon

In aller Feindschaft

11.02.2008
Von Eva Müller und Ursula Schwarzer

Bei so viel Ranküne kann das Unternehmen nicht gedeihen. Die drei Aktionsfelder - Speicher für Computer, Logikbausteine für Mobiltelefone sowie Elektronik für Autos und Industrieanlagen - haben seit dem Börsengang im Jahr 2000 Nettoverluste in Höhe von 1,8 Milliarden Euro aufgehäuft. Der Umsatz stagniert bei knapp acht Milliarden Euro, die Aktie verharrt weit unter dem Ausgabekurs. Nur die Zahl der Beschäftigten ist kräftig gestiegen, von 29.200 auf heute rund 43.000 - das liegt, wie der Ende November verkündete Abbau von 600 Stellen in Dresden zeigt, vor allem am Aufbau von Kapazitäten in Asien.

Personalquerelen, rote Zahlen und ein Wettbewerbsumfeld, in dem ein mörderischer Technologie- und Preiskrieg tobt - wie soll der geschundene Halbleiterspezialist in dieser Gemengelage überleben? Reißen womöglich Private-Equity-Investoren die Macht an sich und zerschlagen Infineon? Schrumpft das Dax-Unternehmen zum Mittelständler, oder löst es sich gar auf?

Drohende Pleite durch Massenentlassungen verhindert

Das unrühmliche Ende wäre der letzte Akt in einem Trauerspiel, das in den 80er Jahren begann. Siemens stieg zu jener Zeit in die Chip-Produktion ein, bekam das zyklische Geschäft aber nicht in den Griff. 1999 wurde die Sparte unter dem Namen Infineon ausgegliedert und bald vom damaligen Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schumacher (49) an die Börse gebracht. Es war ein furioser Start. Die Branche boomte, Infineon erzielte 2000 erst- und einmalig einen Milliardengewinn.

In ihrer Euphorie erkannten die Infineon-Lenker viel zu spät, dass sich die Halbleiterhausse im Sommer 2001 in einen Nachfrageeinbruch verkehren würde. Nur mit Massenentlassungen konnte die Pleite abgewendet werden.

Die Schuld am Miss-Management schob Schumacher seinen Mitvorständen zu. Er ließ keinen Zweifel an deren mangelnder Qualifikation und behandelte sie wie Hanswürste.

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