Infineon

In aller Feindschaft

11.02.2008
Von Eva Müller und Ursula Schwarzer

Im März 2004 schlug Finanzchef Fischl gemeinsam mit seinen Kollegen Peter Bauer (47) und Andreas v. Zitzewitz (47) zurück. Das Trio schwärzte seinen Chef bei Oberaufseher Kley an. Der reagierte prompt: Schumacher musste die Kommandobrücke verlassen. Seither liefert er sich mit Kley eine erbitterte Schlammschlacht.

Als Ziebart im Herbst 2004 antrat, war das Schiff völlig aus dem Ruder gelaufen. Infineon hatte schon unter Schumacher an Innovationskraft verloren, während des sechsmonatigen Interregnums mit Kley an der Vorstandsspitze - in der schnelllebigen Chipbranche eine halbe Ewigkeit - fiel das Unternehmen technologisch noch weiter zurück.

Die traumatisierte Mannschaft richtete all ihre Hoffnungen auf den neuen Kapitän. Verkörpert Ziebart doch den Gegenentwurf zu Schumachers schillerndem Wesen: Redlich und bescheiden kommt er daher. Dieser Mann, so die anfängliche Zuversicht, würde aufräumen, das Führungschaos beenden und klare Ziele setzen.

Die Wende blieb aus. Weder gab Ziebart seinen Leuten eine Perspektive, noch baute er das Unternehmen grundlegend um. Der Ingenieur veränderte zwar die Zuständigkeiten im Vorstand, besetzte aber keine einzige Schlüsselposition mit Vertrauten. Nur seine Sekretärin begleitete ihn zu Infineon. Ein kardinaler Fehler, wie sich jetzt zeigt: Ziebart ist in der Firma isoliert. Auf allen Führungsebenen dominieren alte Siemens-Seilschaften, die radikale Korrekturen verhindern.

Dass Ziebart nicht wagte, die Königsmörder Fischl, Bauer und v. Zitzewitz auszutauschen, kommentierte die Branche mit Kopfschütteln. Waren die drei doch für die Misswirtschaft bei Infineon mitverantwortlich gewesen. Mit einer Runderneuerung hätte Ziebart sich selbst und der Firma viel Ärger erspart. Etwa die peinliche Personalie v. Zitzewitz: Der Ex-Produktionschef gestand, von einem Infineon-Sponsoring-Partner bestochen worden zu sein, und verließ im Juli 2005 den Vorstand.

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