Innovationsmanagement

In den Mitarbeiterköpfen schlummern Milliarden

27.01.2014
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

Ideen kommen aus der Produktion

Ideen-Management ist ein Instrument, das nicht nur Konzerne wie die Telekom nutzen. Christiane Kersting, Geschäftsführerin im Deutschen Institut für Ideen- und Innovations-Management, schätzt die Verbreitung im Mittelstand auf rund 70 Prozent und auf 20 Prozent in kleinen Betrieben. Die Ideen kommen eher aus der Produktion; aus der Forschung und Entwicklung beteiligen sich nur wenige. "Das Selbstverständnis, dass man aufgrund seiner Ausbildung sowieso ständig an Produktverbesserungen arbeitet, ist in deren Köpfen fest verankert, trifft aber in der Wirklichkeit nicht häufig zu", so Kersting. Auch dieses Institut hat eine Studie zum Stand des Ideen-Managements erstellt und herausgefunden, dass sich Unternehmen einen Ausfall von Milliarden Euro leisten, "weil sie das Ideenpotenzial ihrer Mitarbeiter nicht oder nicht genug ausschöpfen". Zwar sei das Ideen-Management weit verbreitet, doch nicht systematisch installiert: "Es wird von vielen Managern noch nicht als tägliche Führungsaufgabe verstanden."

Das Ideen-Management gehört regelmäßig auf die Tagesordnung von Führungskräfte-Meetings, meint Christiane Kersting vom Deutschen Institut für Ideen- und Innovations-Management. Nur wenn Geschäftsführer mit gutem Beispiel vorangingen, könne es sich etablieren.

Christiane Kersting, Deutsches Institut für Ideen- und Innovations-Management: "Das Ideen-Management gehört auf die Tagesordnung der Führungskräfte-Meetings.
Christiane Kersting, Deutsches Institut für Ideen- und Innovations-Management: "Das Ideen-Management gehört auf die Tagesordnung der Führungskräfte-Meetings.
Foto: Deutsches Institut für Ideen- und Innovationsmanagement

Müssten gute und loyale Mitarbeiter nicht von sich aus das Potenzial von Verbesserungen erkennen und es ansprechen, ohne die Hand aufzuhalten?

Christiane Kersting: Das würde eine wertschätzende Unternehmenskultur voraussetzen. Doch eine solche ist in den meisten Unternehmen eher in den Hochglanzbroschüren zu finden als in der gelebten Praxis. Was wir aber jetzt schon haben, ist das Ideen-Management. Es kann als Motor angesehen werden, die Unternehmenskultur dahingehend zu verändern, dass jede Idee eines jeden Mitarbeiters willkommen ist und bearbeitet wird. Auf dem Weg zu einer wertschätzenden Unternehmenskultur halte ich ein solches institutionalisiertes System im Sinne eines Katalysators für notwendig.

Was für Mitarbeiter, reichen Ideen ein? Stehen sie am Band, oder sind es eher die studierten Entwickler?

Christiane Kersting: Heute kommen die Einreicher aus allen Bereichen der Unternehmen. Historisch gesehen stammt das Ideen-Management aus dem produzierenden Gewerbe. Aufgrund der langen Tradition sind es vor allem die Werker, die sich mit Verbesserungen der Produktion und des Produkts beschäftigen und ihre Ideen dazu einreichen. Ihr Anteil ist am größten. Der Dienstleistungssektor und die Verwaltungen haben das Instrument erst in den letzten Jahren für sich entdeckt. In der Verwaltung eines Unternehmens oder in Forschung und Entwicklung gibt es eine deutlich geringere Beteiligung.

Was gehört zu einem funktionierenden Ideen-Management?

Christiane Kersting: Das Wichtigste ist, dass der Vorstand oder die Geschäftsführung vorangehen. Ohne deren Aufmerksamkeit und Unterstützung wird das Ideen-Management zwar formal funktionieren, aber nicht zu einem großen Erfolg werden. Die Führungskräfte, die eine wichtige Rolle im System spielen, orientieren sich nämlich an dem Verhalten, nicht an den Worten ihrer Vorstände oder Geschäftsführer. Deshalb gehört das Ideen-Management regelmäßig auf die Tagesordnung der Führungskräfte-Meetings. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist das richtige Modell. Ich halte das Führungskräfte-Modell für das beste. In diesem sind die Führungskräfte für die Ideen ihrer Mitarbeiter verantwortlich - und zwar von der Minute der Einreichung bis zum Zeitpunkt der Umsetzung, falls die Idee für gut befunden wird. Ideen-Management sollte kein Parallelprozess sein, sondern tagtägliche Führungsaufgabe.

Von wem und unter welchen Kriterien werden typischerweise Ideen ausgesucht und prämiert?

Christiane Kersting: Im Führungskräfte-Modell sind es die unmittelbaren Führungskräfte der jeweiligen Einreicher, die darüber entscheiden, ob der Vorschlag eine Idee im Sinne der Betriebsvereinbarung ist und ob die Entscheidung zur Realisierung in den eigenen Kompetenzbereich fällt. Trifft beides zu, dann hat die Führungskraft zu entscheiden. Bereichs- oder unternehmensübergreifende Ideen werden in einem Gremium, der Ideen-Management-Kommission, entschieden. Diese ist paritätisch besetzt und stellt sicher, dass die Mitarbeiter angemessen und fair am Erfolg ihrer Ideen beteiligt werden.

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