Interim-Management: Flaute bei Projekten

Interim-CIOs: "Das ist schon extrem"

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Umfrage: Fette Jahre seit der letzten Krise.
Umfrage: Fette Jahre seit der letzten Krise.

Das IT-Segment am Gesamtkuchen veranschlagt Christophers auf etwa ein Zwanzigstel. Laut Marktbarometer von 2007 nannten knapp fünf Prozent der Interim-Manager EDV und IT als Fachgebiet. Zurzeit besonders gefragt sind Restrukturierer und Sanierer. Marketing-Spezialisten hätten es derzeit schwer, während die IT bislang recht stabil sei, so Christophers.

Momentanen Unwägbarkeiten zum Trotz erscheint die Zeitarbeit auf höchstem Niveau als Wachstumsmarkt für CIOs - eine Karriereoption, für die man aber auch gemacht sein muss. Bezahlt wird im Durchschnitt ein Tagessatz von rund 1000 Euro, wobei sich mit einem guten Namen und günstigen Rahmenbedingungen in der Spitzengruppe auch deutlich über 2000 Euro aushandeln lassen. Vom Honorar für die Projekte gilt es allerdings die Kosten abzuziehen, die Selbstständige selbst zu tragen haben - für VersicherungenVersicherungen und Altersvorsorge beispielsweise. Unbezahlt sind außerdem die Wartezeiten aufs nächste Projekt. Bei der Zusammenarbeit mit einem Provider geht an diesen in der Regel ein Drittel. Das Geld gibt letztlich wohl nicht den Ausschlag gegen eine Festanstellung. Top-Firmen der Branche Versicherungen

Umfrage: Soft Skills gefragt.
Umfrage: Soft Skills gefragt.

"Ein gutes Projekt und Haken dahinter - mir macht das einfach Spaß", sagt Peter Rogg. Er ist jemand, der den ständigen Wechsel der Herausforderungen mag und für Bequemlichkeiten kein Verständnis hat. Wenn sich eine Abteilung ohne sachlichen Grund gegen den Umzug in eine andere Etage sträubt, kann Rogg unangenehm werden. Das sind meistens auch seine Aufgaben. Denn die Unternehmen holen ja nicht ohne Grund einen Externen ins Boot. Sie tun es, wenn zum Beispiel Personal abgebaut werden soll. Gelingt so ein Projekt, kann ein Interim-Manager lange davon zehren. Stolz berichtet Rogg davon, vor drei Jahren einem IT-Dienstleister durch ein einjähriges Konsolidierungsprojekt sieben Millionen Euro eingespart zu haben. Direkt im Anschluss ging es für drei Monate zu einer Business-Consulting-Firma. Das eine Unternehmen beschäftigte knapp 50.000 Mitarbeiter, das andere acht. Diese extremen Unterschiede muss man aushalten können.

"Ich habe keine Vergangenheit …"

Peter Rogg genießt sie sogar. "Ich habe keine Vergangenheit und keine Zukunft im Unternehmen, nur die Gegenwart", sagt er. Deshalb müsse er sich auch nicht in organisationspolitische Grabenkämpfe verstricken lassen. Der CIO auf Zeit hat eine klar umrissene Aufgabe zu erfüllen - ansonsten ist er unabhängig. Vor sechs Jahren hatte Rogg gerade seinen letzten festen Job angetreten. Dann wurde der Vorstand geschasst, der ihn geholt hatte. Ohne Hausmacht sah er bald keine Perspektive mehr, zudem geriet das Unternehmen finanziell ins Schlingern. Ebendort lernte Peter Rogg aber einen Kollegen kennen, der ihm das Interim-Management schmackhaft machte. Bis heute telefonieren sie regelmäßig. "Mit einem Mentor fällt der Einstieg leichter", sagt Peter Rogg.

DDIM: Große Streuung beim Honorar.
DDIM: Große Streuung beim Honorar.

Ohne Netzwerk geht es sowieso nicht. Seine Projekte akquiriert Rogg häufig auf eigene Faust, er ist aber auch Mitglied in der DDIM und hat auch schon mit Resources Global zusammengearbeitet. Von den rund 300 Experten im deutschsprachigen Raum dort verfügt nach Angaben des Providers etwa ein Drittel über ausgeprägte IT-Expertise. "Unser Pool umfasst die gesamte Bandbreite von CIOs über Senior Project Leaders bis hin zu Project Experts mit circa zehn Jahren Berufserfahrung", sagt Daniela Zimmer. Reine Techniker seien kaum darunter, gefragt stattdessen IT-Leute mit Erfahrungen in der Wirtschaftsprüfung oder Finance- und Accounting-Spezialisten, die die Implementierung von ERP-Systemen übernehmen. Trotz eines Wachstums von über 20 Prozent in den vergangenen Jahren hat die Branche in der Bundesrepublik noch nicht die Stärke wie in den Niederlanden oder Großbritannien erreicht. "Das Berufsleben ist hier nach wie vor eher hierarchisch strukturiert, die Projektkultur steckt noch in den Kinderschuhen", so Daniela Zimmer.

Zur Startseite