Anbieter kassieren 20 Prozent Wartungsgebühren für selbst produzierte Fehler

IT-Chef Banque LBLux: "Die IT-Industrie ist unreif"

15.09.2008
Von Anja Tiedge

Und wer Software kauft, muss sich bewusst sein, dass ein IT-Projekt kein Autokauf ist: Dass man nicht etwas auswählen kann, das dann geliefert wird und sofort funktioniert. Ein IT-Projekt ist vielmehr wie ein Hausbau.

Inwiefern kann man IT-Projekte mit dem Bau eines Hauses vergleichen?

Beim Hausbau muss man die Statik berechnen und dafür sorgen, dass die Anschlüsse gelegt werden. Und dann tauchen immer wieder neue Probleme auf, die man aber irgendwie lösen kann. Am Anfang hat man zwar das Ziel vor Augen, aber den Weg dahin kennt man nicht so genau. Das ist bei einer Systemeinführung das Gleiche, wenn auch um einiges komplexer. Denn in der IT ist noch viel weniger standardisiert.

Zum Teil sind allerdings natürlich auch die Hersteller schuld, die einfach nicht genügend auf die Qualität ihrer Produkte achten. Als IT-Kunde ist man gegenüber dem Hersteller fast immer in einer schwächeren Position, aber CIOs sollten trotzdem versuchen, Garantieansprüche vertraglich festzuhalten. Auch sollten sie nicht immer die üblichen 20 Prozent Wartungsgebühren akzeptieren, aber das ist fast schon eine utopische Forderung.

Nach Ihrer Schilderung kann ein IT-Projekt niemals nach Plan verlaufen. Sollten Unternehmen bei der Planung von solchen Projekten also von vornherein pauschal Kostenaufschläge einplanen?

Das wäre sicherlich eine Maßnahme. Auf die Anschaffungskosten sollte man je nach Komplexität des Projekts das Zwei-, Fünf- oder Zehnfache draufschlagen. Was ebenfalls bedacht werden muss: Auch im laufenden Betrieb entstehen nach Einführung des Systems immense Kosten durch Wartung, neue Versionen und so weiter.

Sie haben über Ihre Erfahrungen in der IT-Branche ein Buch geschrieben mit dem Titel "Eine Million oder ein Jahr". Wie kommt es zu diesem Titel?

Das ist eine Phrase, die ich in meinem Berufsalltag oft höre. Wenn IT-Projekte entwickelt werden, setzen sich anfangs die Mitarbeiter aus den Fachbereichen zusammen und entwickeln eine Idee. Wenn sie diese der IT-Abteilung vorstellen, ist die erste Reaktion meistens: "Das wird aber eine Million kosten." Oder auch zwei oder drei. Da gibt es schon die ersten enttäuschten Gesichter. Was den zeitlichen Horizont betrifft, sieht es nicht viel anders aus: "Dafür müssen wir mindestens ein Jahr veranschlagen", heißt es dann.

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