CO2-Ausstoß in der IT

IT-Dreckschleudern im Reality Check

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Greenpeace: 15 Prozent weniger geht

Sebastian Stoll, Berater beim Provider Biohost.de: "PUE ist problematisch, denn er ist kein standardisierter Wert, sondern allenfalls ein Indikator."
Sebastian Stoll, Berater beim Provider Biohost.de: "PUE ist problematisch, denn er ist kein standardisierter Wert, sondern allenfalls ein Indikator."
Foto: Biohost.de

Auch Claudia Sprinz sieht die IT-Konzerne noch lange nicht am Ziel: "Durch die hohe Nachfrage und den Energieverbrauch müssen RZ-Betreiber und Provider mehr Verantwortung übernehmen", fordert die Green-IT-Expertin und Sprecherin von Greenpeace Österreich. IT-Lieferanten dürften nicht so tun, als komme der Strom aus der Steckdose. Es gelte, die vollständige Lieferkette transparent zu machen, zu kontrollieren und nachhaltige Angebote beim Einkauf zu bevorzugen: "Schließlich haben Konzerne viel mehr Einfluss als eine Bürgerinitiative - so ein Rechenzentrum ist ja der Traumkunde eines Energieversorgers."

Dabei ist die Greenpeace-Sprecherin beileibe keine Aktivistin, die den IT-Einsatz kategorisch verdammt - im Gegenteil. Sprinz verweist auf die Studie "Smart2020", die von Unternehmen der IT-Branche in Auftrag gegeben wurde und besagt, dass eine "smarte IT" die weltweiten Treibhausgasemissionen um bis zu 15 Prozent senken kann: "Gebäudesteuerungen, Transport- und Mobilitätskonzepte sowie bessere Anwendungen reduzieren den Energieverbrauch." So geht die Studie davon aus, dass rund die achtfache Menge der CO2-Emissionen der IT-Branche eingespart werden kann, wenn Geschäftsprozesse konsequent mit IT unterlegt und optimiert würden. In Deutschland wären das gigantische 193 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr.

"Die 'grüne' Wirkung der IT kann über zwei Hebel erreicht werden", sagt auch Stefan Heng, Leiter einer Studie zum Thema Green IT bei DB Research. Zum einen helfe die IT, bestehende Prozesse besser zu überwachen und effizienter zu steuern, zum anderen führe sie zu neuen Geschäftsmodellen und Prozessen, mittels derer Ressourcen eingespart werden können. "Green IT sollte nicht allein als Energiesparen bei der IT, sondern mehr noch als Energiesparen mit der IT verstanden werden", fordert der Forscher. So könne der Ansatz dazu beitragen, die Kopplung von Energieverbrauch und Wirtschaftswachstum zu lösen. Daher ist Heng sicher: "Auch wenn die IT nicht 'grün' ist und es niemals sein wird - Green IT ist alles andere als eine schnell vergängliche Modeerscheinung."

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