Strategien


Industrie 4.0 auf der Hannover Messe 2015

IT geht fremd

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Da diese vor allem auf den Consumer-Markt fokussieren, hätten sich zum Beispiel die Ciscos bei den Frequenzstandards für WLANWLAN durchgesetzt - super, um Unterhaltungsdaten zu transportieren. Nicht so super, um Maschinen zu steuern. Bei Siemens als Weltmarktführer in der Automatisierungstechnik haben sich die Prioritäten mittlerweile mehr in Richtung Sicherheit und Zuverlässigkeit verschoben. Alles zu WLAN auf CIO.de

Vielleicht sind ihm deshalb Partner näher, die sich auf B2B konzentrieren. Siemens und SAP haben auf der Hannover Messe eine enge Kooperation im Bereich Indu­strie 4.0 angekündigt. Zusammen hätten sie vielleicht das Potenzial, weltweite Standards zu setzen.

Siegfried Russwurm, CTO Siemens: "Im Geschäftsjahr 2014 haben wir rund vier Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investiert, also rund sechs Prozent vom Umsatz."
Siegfried Russwurm, CTO Siemens: "Im Geschäftsjahr 2014 haben wir rund vier Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investiert, also rund sechs Prozent vom Umsatz."
Foto: Siemens

Wenngleich: Siemens schlachtet als Marktführer für Product-Lifecycle-Management (PLM) das Thema Industrie 4.0 für sich aus. SAP macht das Gleiche von der Finanz- und Controlling-Seite. Wie kooperativ und neidlos beide Partner auf dem neuen Geschäftsfeld zusammenarbeiten, bleibt abzuwarten. SAP steuert ebenso wie Siemens Maschinen, die sich darüber unterhalten, was sie jetzt produzieren wollen.

Wie die Ständetour zeigt, funktioniert das bis runter zur Losgröße eins. Fasziniert steht Johannes HelbigJohannes Helbig vor den Festo-Fertigungsstraßen und guckt zu, wie die Roboter, von SAP-Software gesteuert, Einzelstücke basteln. "Haben Sie früher auch mit Fischertechnik gespielt?", fragt der Ex-CIO der Deutschen Post. Profil von Johannes Helbig im CIO-Netzwerk

"Industrie 4.0 klingt zu sehr nach Revolution"

So wird es wohl laufen: Viele kleine Einzelentwicklungen treiben die Industrie 4.0, ein Begriff, den Soley vom IIC übrigens gar nicht mag: "Klingt zu sehr nach Revolution", sagt der Amerikaner. Anders als bei den technischen Revolutionen von GoogleGoogle oder AppleApple werde es beim "Industrial Internet" kein einzelnes Unternehmen schaffen, die Standards zu setzen und somit revolutionär zu wirken. Eine neue Studie der RWTH Aachen im Auftrag des indischen Anbieters Infosys kommt zum selben Ergebnis. Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu Google auf CIO.de

Die Forschungseinrichtung FIR von Professor Günther Schuh hat untersucht, wie weit 500 Industrieunternehmen aus USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und China mit der Vernetzung ihrer Maschinen fortgeschritten sind. Demnach verfolgen nur 14 Prozent einen ganzheitlichen, analytischen Ansatz, um Fehler und Stillstände in der Produktion zu vermeiden. Ganz hinten liegt Großbritannien mit nur sechs Prozent.

In Deutschland und den Vereinigten Staaten schaffen es immerhin 15 Prozent der Unternehmen. Und China führt mit 16 Prozent. Über die genauen Ursachen mag sich Schuh noch nicht äußern. Im Mai sollen alle Daten der Untersuchung ausgewertet sein. Aber schon jetzt drängt sich eine Erklärung auf.

Die Chinesen legen einfach los

Die chinesischen Unternehmen gehen einfach voran. Während Amerikaner im IIC über das Industrial Internet diskutieren und Deutsche beim Thema Industrie 4.0 einen breiten gesellschaftlichen Konsens schaffen wollen, legen die Chinesen schon mal los. Auch sie haben natürlich einen Verband, der kurioserweise auch die deutsche Bezeichnung Industrie 4.0 als Titel gewählt hat. Der deutsch dominierte Global Industrie Club hat ihn gerade mit einer kleinen Delegation unter Leitung von Schindler-CIO Michael NillesMichael Nilles in Shanghai besucht. Profil von Michael Nilles im CIO-Netzwerk

Dabei ging es aber eher um Best Practices in Unternehmen, nicht um programmatische Ziele oder Standards. Wer auf den großen Wurf wartet, verliert wahrscheinlich einfach nur Zeit. So viel hat die Messe deutlich gemacht: Es gibt eine Menge kleine Lösungen, eine ideale Annährung an Industrie 4.0 wird es aber nicht geben.

Der Global Industry Club

Der Global Industry Club (GIC) ist eine Plattform für Executives aus den Bereichen IT, Produktion und Logistik. Gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaft und Politik entwickeln sie praxisnahe Lösungen. GIC ist eine Erfindung von Gabriele Rittinghaus, vielen CIOs als ehemalige Geschäftsführerin von Finaki und somit auch des IT-Management-Kongresses Inkop in Erinnerung.

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