Finance IT


EU-Eigenkapitalrichtlinie für Versicherungsbranche

IT meets Solvency II

06.12.2006
Von Walter Warmuth

So gerüstet können beispielsweise Auswirkungen bei einem Nichterreichen des kalkulierten Absatzes, Übersteigen des Frühstornos und Ausbleiben des Spätstornos erforscht werden. Für verschiedene nichtrisikoadäquate Anforderungen (z. B. Unisex- und Türöffner-Tarife) kann die Bindung des Kapitals für die Wertschöpfung in der Versicherungstechnik und der Umfang des Restes vom Eigenkapital und dessen höchste risikoadjustierte Rendite ermittelt werden. Die Bewertung einer Risikoeingrenzung (zum Beispiel durch den Einkauf einer Rückdeckung) kann einbezogen werden. Die Auswirkungen der Finanzierung von Provisionen bei eingeschränkter Zillmerung kann man datengestützt vorab erschließen.

Risikoorientierte Steuerung

Aufsichtsmodelle gehen von den Gegebenheiten auf Unternehmensebene aus. Allerdings kann an den globalen Eingabegrößen variiert werden. Der interne Zusammenhang zum eingegangenen Risiko selbst (auf Vertragsebene) bleibt dabei außen vor (z. B. der Einfluß auf die Vermögensblöcke, das notwendige Sicherungskapital, den Umfang des Risikokapital usw.). Die Risikoabschätzung in weitgehend unabhängig agierenden Unternehmenseinheiten ist höchst problematisch.

Auf Versicherungszweigebene gibt es für Streßtests Gewichtungsvorgaben wie beispielsweise für das Forderungenausfallrisiko und Kapitalanlagerisiko (Adressenrisiko, Marktänderungsrisiko, Konzentrationsrisiko). Auch hier stehen die Risiken scheinbar beeinflussungslos nebeneinander. Das Ziel, mit solchen globalen Modellen zu testen, ob aus ökonomischer Sicht das gezeichnete Risiko die Risikotragfähigkeit des Unternehmens nicht übersteigt, wird in einer Phase des Nichtvertrautseins mit sich ausgestaltenden Solvabilitätsanforderungen nicht erreicht werden können.

Die Steuerung muss risikonah ansetzen. Der Vergleich der zufälligen Belastung mit der zufälligen Belastbarkeit stellt bei der Bepreisung von Risikoprodukten, bei der internen Rechnungslegung, beim Risiko-Controlling und bei der Bestimmung des Ertrags und der Aufwendungen bei der Kapitalanlage eine Methode dar, die auch vorab zur Simulation von Management-Entscheidungen und der Entwicklung von Szenarien benutzt werden kann. Das hierbei erworbene Wissen kommt der Entwicklung "interner Modelle" aber auch dem Umgang mit "Standard-Modellen" zu Gute. Die gesammelten Erfahrungen sollten dazu dienen, ein gut funktionierendes Risikoüberwachungs- und Informationssystem aufzubauen. Risikomanagement erfolgt in allen Bereichen. Die IT kann innovativ wieder zu ihrem Versicherungsunternehmen zurückfinden. Die IT-Ausstattung wird an die sich formenden Anforderungen angepaßt.

Dr. Walter Warmuth ist Berater bei der Lantenhammer Unternehmensberatung in München.

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