Finance IT


Risiko-Umfrage

IT-Risiken wiegen schwerer als Betrugsdelikte

28.11.2011
Von Ursula Pelzl

Weitere wichtige Instrumente fehlen laut Experte Heißner jedoch in dem Vorsorgekatalog. So haben nur 21 Prozent der Institute das eigene Entlohnungssystem im Hinblick auf die Betrugsvorbeugung überarbeitet. Banken müssten ihre Entlohnungs- und Bonusregelungen so gestalten, dass sie möglichst keinerlei Anreize für Betrugsversuche bieten.

Auch bieten nur 23 Prozent der Institute sogenannte Whistleblowing-Hotlines an, denen Mitarbeiter anonym Hinweise auf Betrug, Korruption oder sonstige Gesetzesverstöße geben können. „Aufmerksame Mitarbeiter, die etwas Verdächtiges bemerken, brauchen eine klar definierte Stelle, an die sie sich anonym wenden können. In der Angst um die eigene Position und angesichts der persönlichen Verflechtungen in den Abteilungen gehen sonst zu viele Hinweise verloren“, berichtet Heißner.

Im Kampf gegen Betrug spielen Mitarbeiter aktuell eine wichtige Rolle: 55 Prozent aller Betrugsversuche kommen mithilfe von Mitarbeitermeldungen ans Licht. Damit messen können sich lediglich IT-gestützte Monitoring-Systeme, die ebenfalls in über der Hälfte der Fälle zur Betrugsaufdeckung beitragen.

Geldinstitute setzen zur Aufklärung ungerne externe Experten ein

Etwaige Betrugsfälle möchten Banken vorrangig intern behandeln. 68 Prozent der Befragten haben eine zentrale Stelle für Betrugsfälle. Bei 58 Prozent der Institute ist die Innenrevision, bei 55 Prozent die Compliance-Abteilung zuständig. Das Risikomanagement spielt dagegen nur bei 27 Prozent eine Rolle bei der Aufklärung von Betrugsdelikten.

Die Ermittlungsbehörden wollen im Ernstfall lediglich 30 Prozent einschalten, ein aktives Kommunikationsmanagement gegenüber der Presse ist nur bei 24 Prozent der Befragten geplant. Eine Sonderuntersuchung durch externe Experten können sich gar nur vier Prozent vorstellen. Der auf die Beurteilung von Betrugsfragen spezialisierte Heißner sieht darin einen Fehler. Kaum eine Bank verfüge in den eigenen Reihen über das notwendige Know-how und die Unabhängigkeit, um Betrugsdelikte schnell und umfassend aufzuklären.

Banken bewerten ihre Sicherheitsvorkehrungen als gut

Die Banken selbst sehen sich der Studie zufolge jedoch ordentlich aufgestellt: 39 Prozent der Befragten bewerten die eigenen Vorkehrungen gegen Betrugsversuche als vorbildlich, 61 Prozent halten sie immerhin für durchschnittlich – kein einziger Befragter sah sich selbst als Nachzügler.

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