Wirtschaftssprache

Jetzt mal Klartext

08.10.2007
Von Helene Endres

Sprachtrainer wie Reiter sind derzeit gut im Geschäft. Denn die Sprachverwirrung quer durch Deutschlands Unternehmen hat auch dank des globalisierten Wirtschaftsdenglisch einen neuen Höhepunkt erreicht. Dabei machen diejenigen, die mit ihrer Fachsprache alles verkomplizieren, nur eine Hälfte des Übels aus. Fast noch schlimmer sind diejenigen, die nichts zu sagen haben, aber trotzdem mitreden wollen: Auch wer nichts Neues weiß, mischt seine Managerphrasen mit in die Dauerbeschallung von internen Mitteilungen, Kundenpräsentationen, Mitarbeitergesprächen.

Gemeinsame Sprache bedeutet Zusammengehörigkeit

Schlimm für alle, die sich das anhören müssen. Aber bisweilen noch schlimmer für die Schwafler selbst: Denn am Ende machen nur diejenigen Karriere, die klar und präzise sprechen können. Weil sie sich und ihre Ideen verkaufen können. Weil aufgeräumte Sprache aufgeräumtes Denken bedeutet. Und weil sie eine Botschaft haben.

Um das zu erreichen, müssen Manager nur wieder zu sich zurückfinden. Ein Kind spricht meist klar. Das Elend fängt oft an der Uni an - je komplizierter ein Sachverhalt in einer Hausarbeit ausgedrückt wird, desto besser oft die Note. Im angelsächsischen Raum hingegen belegen die Studenten eigens Seminare, um sich Verständlichkeit anzutrainieren.

Für Walter Krämer, prominenter Sprachschützer und Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik, ist der Hang zur deutschen Unverständlichkeit kein Zufall: "Besonders die deutschen BWL-Professoren haben Minderwertigkeitskomplexe, weil die Elite für ihren MBAMBA lieber in die USA geht. Also imitieren sie zumindest die Sprache." Alles zu MBA auf CIO.de

Und was der Student gelernt hat, gebraucht er oft eilfertig im Job. "Viele Manager benutzen Kunstwörter oder Anglizismen, weil sie Trivialitäten als große Einfälle verkaufen wollen", sagt Krämer. "Wer nichts zu sagen hat, sagt's auf Englisch."

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