Healthcare IT


Vollständig papierlose Abläufe

Klinikum Eppendorf nutzt digitale Patientenakte durchgängig

Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Wie funktioniert solch ein System? - Zunächst erfasst der Arzt seine Medikation elektronisch und "patientennah", also beispielsweise über einen mobilen Visitewagen mit Terminal. Dabei macht das System ihm auch Vorschläge, die er annehmen oder ablehnen kann. Jede Verordnung wird auf der Station dann noch einmal validiert.

Anschließend erhält die Krankenhausapotheke die Informationen. Sie erstellt daraus individuelle, in Klarsichtfolie verpackte Einzeldosen für jeden Patienten und dokumentiert die Medikamentengabe in der Applikation. Bevor der Patient seine "Unit Dose" erhält, prüft das Pflegepersonal noch einmal, ob die Barcodes übereinstimmen. Wie Schneider belegte, ließen sich die Abweichungen zwischen Verordnung und Medikamentengabe dank der Unit-Dose-Versorgung von 39 auf 1,6 Prozent drücken. Gute Nachrichten für die Patienten!

Inwieweit sich die wirtschaftliche Sanierung des Klinikums auf das integrierte IT-System zurückführen lässt, vermag auch Schneider nicht mit Sicherheit zu sagen. Fest steht jedoch: Das UKE hat sich in den vergangenen zehn Jahren von einem defizitären Unternehmen mit einem jährlichen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe zu einem profitablen Betrieb entwickelt. Vor allem die beiden letzten Geschäftsberichte weisen gute Jahresergebnisse aus. Unter dem Strich stehen für 2013 rund 6,8 Millionen Euro und für 2014 immer noch 5,9 Millionen Euro. "Welche Einsparungen die elektronische Krankenakte gebracht hat, kann ich nicht beziffern", räumte Schneider ein: "Aber die Entwicklung zur Profitabilität ist offensichtlich. Allerdings wird ein IT-System allein keine Kosten sparen, wenn man nicht auch die Organisation und die Prozesse darum herum ändert."

Was ist EMRAM?

Stufe 7 nur dreimal erreicht

  • Das Electronic Medical Report Adoption Model (EMRAM) wird von der Healthcare Information and Management Systems Society (HIMMS) definiert, weiterentwickelt und auditiert.

  • Das Modell setzt sich aus sieben Stufen zusammen, von denen viele Kliniken nicht einmal die dritte erreichen: die Nutzung einer durchgängigen klinischen Dokumentation.

  • Stufe 4 verlangt die elektronische Arzneimittelverordnung (Computerized Physician Order Entry = CPOE) in mindestens einem Servicebereich.

  • Auf der fünften Stufe müssen alle physischen Bilder durch ein Bildablage- und Kommunikationssystem (Picture Archiving and Communication System = PACS) ersetzt sein.

  • Wer Stufe 6 erreicht, kann sich zum erlauchten "Stage-6-and-7"-Club zählen. Dazu gehören laut HIMSS-Homepage 31 Kliniken, die unter anderem ein Clinical Decision Support System (CDSS) mit Verbindung zu den klinischen Reports vorweisen können.

  • Auf der siebten Stufe bleiben nur noch drei Häuser übrig: Neben dem UKE zwei spanische Kliniken in Denia und Valencia. Gefragt sind hier unter anderem Business-Intelligence-Fähigkeiten.

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